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Das brennende Pflegebett

Jahresarbeitsschutzbericht 2009 legt Schwerpunkte auf Medizinprodukte und Leiharbeit

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Pflegebett entflammt ohne äußere Einwirkung und kostet den Patienten das Leben. Gibt es nicht? Gibt es doch. Denn in Einzelfällen kann es wegen technischer Mängel in der Elektronik zu einem Kurzschluss kommen, der dann den Brand verursacht.

Um solche Fälle zu vermeiden, unterliegen die Medizinprodukte in Berlin der Überwachung der Arbeitsschutzbehörden. Diese machten die immer bedeutender werdende Sicherheit in der Medizintechnik zu einem Schwerpunkt im neuen Jahresarbeitsschutzbericht 2009. In diesem Bereich sind seit 2004 die Vorkommnismeldungen bei den Herstellern (140) und den Betreibern (306) drastisch auf 439 beziehungsweise 413 gestiegen.

Neben brennenden Betten werden beispielsweise auch brüchige künstliche Knie- und Hüftgelenke, manchmal erst nachdem sie bei den Patienten eingesetzt wurden, moniert. Dies liege nicht etwa an zunehmenden technischen Fehlern, erklärte Cornelia Olbertz von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz. Ursache sei vielmehr, dass mehr Medizinprodukte hergestellt würden und es eine Vielzahl von Arztpraxen, medizinischen Forschungseinrichtungen und Krankenhäusern in Berlin gebe.

Nicht nur in der Gesundheitswirtschaft, sondern auch in der Leiharbeit nimmt die Beschäftigung seit Ende der 1990er Jahre zu. Auch sie war im Fokus des Jahresberichts. Denn in Leiharbeitsbetrieben ist nach Angaben der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, bei der Leiharbeitsfirmen überwiegend versichert sind, das Unfallrisiko für Beschäftigte überdurchschnittlich hoch. Deswegen kontrollierte das Landesamt für Arbeitsschutz 2008 und 2009 Leiharbeitsunternehmen. Dabei wurden bei etwa 54 Prozent Mängel im Arbeitsschutz festgestellt.

Doch nicht nur zunehmende Kontrollen könnten helfen, die Missstände im Arbeitsschutz zu beheben, sagte Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (LINKE). Sie appellierte auch an die betroffenen Arbeitnehmer, wenn sie solche Mängel feststellten, darüber mit ihren Vorgesetzten zu reden oder sich an die Arbeitsschutzbehörden zu wenden.

Bei diesen gehen jedoch kaum Beschwerden von Erwerbstätigen ein. »Meist nur von solchen, die gerade jobben oder bereits aus dem Unternehmen ausgeschieden sind«, sagte Rainer Gentsch vom Landesamt für Arbeitsschutz. Der Grund hierfür ist der wegen hoher Erwerbslosigkeit zunehmende Druck auf die Beschäftigten. Dabei würden die Behörden alles Notwendige tun, um die Anonymität der Beschwerdeführer zu wahren, versicherte Amtsleiter Wolfgang Becker.

Jahresarbeitsschutzbericht für Berlin 2009

  • 31 594 Arbeitsunfälle (2008), relativ konstant seit 2004 (33 817)
  • 19,6 Arbeitsunfälle pro 1000 Erwerbstätige (2008), seit 2004 gesunken (22,2), Bundesdurchschnitt liegt etwa bei 27
  • Elf Meldungen tödlicher Unfälle (2009), gestiegen seit 2008 (sechs), relativ konstant seit 2005 (zehn)
  • Unfallursachen: Stürze, Arbeit mit manuellen Werkzeugen, schweres Heben und Tragen, Kontrollverlust über kraftbetriebene Transportmittel
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