Kein Armutszeugnis

Tobias Riegel begrüßt die Gründung der Kulturloge

  • Lesedauer: 1 Min.

Der Berliner Senat hat in der Vergangenheit zweifellos Anstrengungen unternommen, Hauptstädtern mit knapper Kasse den Zugang zu Theatern, Museen oder anderen Kulturveranstaltungen zu erleichtern. Ganz vorne ist dabei der im Januar 2009 eingeführte Berlinpass zu nennen, der Bedürftigen Sonderkonditionen an den Eintrittskassen gewährt. Diese grundsätzlich begrüßenswerte Initiative hat jedoch einen gravierenden Geburtsfehler. Eingeführt wurde der Pass, um das erniedrigende, als Beweis der Bedürftigkeit aber notwendige Vorzeigen des Hartz-IV-Bescheids überflüssig zu machen. Da jedoch nur Empfänger von Transferleistungen überhaupt in den Genuss des Passes kommen, hat nun dieser (ungewollt) die Funktion des »Armutszeugnisses« übernommen.

Kein Mensch sollte in die demütigende Situation gebracht werden, seine Bedürftigkeit öffentlich dokumentieren zu müssen. Gleichzeitig ist jeder Nutzer einer ohnehin nicht verkauften Eintrittskarte zu begrüßen. Zwei Gründe also, der diese Woche gestarteten Initiative »Kulturloge« alle Unterstützung zuteilwerden zu lassen. Denn neben anderen – praktischen – Vorteilen gegenüber dem Berlinpass schützt und bewahrt das Projekt die Würde der Betroffenen. Und die sollte auch und gerade in Zusammenhang mit Kultur nicht verletzt werden. S. 10

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