Jabulani – der Ball, der für Streit sorgt

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 2 Min.

Alle vier Jahre ein neuer Look, neues Flugverhalten, neuer Name – die WM-Bälle sind längst auch zu kleinen Stars geworden. Und sie sorgen jedes mal aufs Neue für Diskussionen: Der »Azteca« 1986 in Mexiko, weil er nicht mehr aus Leder sondern vollsynthetisch war, der »Tricolore« 1998 in Frankreich, der mit syntaktischem Schaum gefüllt war, der »Teamgeist« 2006 in Deutschland, weil er nicht mehr aus fünf- und sechseckigen Panelen sondern aus Propeller- und Turbinenstücken zusammengenäht war, und auch diesmal in Südafrika der »Jabulani«.

Weil der Ball für nur noch aus acht, schon vorgekrümmten Panelen besteht, eine neue Latexblase enthält und thermisch verschweißt ist, soll er laut Hersteller Adidas wieder einmal noch runder, schneller und sprungstärker sein als die Vorgänger.

Für die Hauptdarsteller der WM ist »Jabulani« – was übersetzt so viel wie »Feiern« oder »Zelebrieren« bedeutet – vor allem eines: noch unberechenbarer. »Es ist unglaublich. Der Ball verhält sich, als würde er von jemandem geführt. Ganz plötzlich verändert er einfach die Flugbahn«, sagte Brasiliens Stürmer Luis Fabiano nach ersten Tests und auch Dänemarks Trainer Morten Olsen klagte nach der 0:1-Pleite durch einen Flatterschuss im Test gegen Australien über »einen unmöglichen Ball, der schwer zu kontrollieren und auf Tempo zu bringen ist«.

Noch unbeliebter ist der 440 Gramm schwere und 69 Zentimeter im Umfang große Ball bei den Torhütern der WM. Italiens Weltmeister Gianluigi Buffon hält ihn für »eine Schande«, der Brasilianer Julio César für »grausam«, und Spaniens Iker Casillas glaubt gar, dass »Jabulani« (Foto: AFP) einen »abgründigen Charakter« hat.

Angreifer und Freistoßspezialisten freuen sich über das wankelmütige Spielgerät. »Er wird eher geschaufelt, halb mit dem Spann, halb mit der Innenseite«, erklärt Deutschlands Piotr Trochowski, wie man den Ball richtig zum Flattern bringt.

»Es wird Tore bei dieser WM geben, die früher nie gefallen wären«, prophezeit Englands Schlussmann David James dem Ball einige spektakuläre Auftritte – für »Jabulani« aber nur ein kurzer Moment des Ruhms. Bei der nächsten WM wird es einen neuen, natürlich noch runderen und besseren Ball geben. Und neue Diskussionen.

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