Klub-WM der Fifa: Reich und reich gesellt sich gern

Der Geldfluss im Weltfußball lässt den Abstand zwischen Topteams und kleineren Klubs immer größer werden

Cristiano Ronald (v.) jubelt für ein geschätztes Jahresgehalt von 200 Millionen Euro für Al-Nassr in Saudi-Arabien.
Cristiano Ronald (v.) jubelt für ein geschätztes Jahresgehalt von 200 Millionen Euro für Al-Nassr in Saudi-Arabien.

Trent Alexander-Arnold, einer der begehrtesten Fußballprofis auf dem Markt, wechselte vom FC Liverpool vorzeitig zu Real Madrid. Die Spanier lassen sich den Wechsel eine »Mini-Ablöse« von bis zu zehn Millionen Euro kosten, berichtet das Fachmagazin »Kicker«. Eigentlich wäre der englische Rechtsverteidiger erst ab dem 1. Juli für Real spielberechtigt gewesen – damit aber zu spät für die neue Klub-WM, dafür dann aber ablösefrei. Diese Episode belegt, dass Spitzenklubs wie Real das neue Format des Weltverbandes Fifa sehr ernst nehmen.

Ertragreicher Monat

Die Teilnahme an dem Turnier in den USA lohnt sich zumindest finanziell. Der FC Bayern München wird im Falle des Titelgewinns durch Antrittsgage und Siegprämien von der Fifa bis zu 110 Millionen Euro einnehmen – in nur vier Wochen. Paris St. Germain verdiente in der Champions League als diesjähriger Sieger in etwa genauso viel – während einer ganzen Saison. Die zunächst gewaltig erscheinende Summe relativiert sich etwas, wenn man einen Blick in die Bilanz wirft. Die FC Bayern München AG hat im Geschäftsjahr 2023/2024 mit mehr als 951 Millionen Euro erneut einen Rekordumsatz erwirtschaftet. Zum Vergleich: Bundesligakonkurrent SC Freiburg erzielte im selben Zeitraum einen Rekordumsatz von 203 Millionen Euro. Der Konzerngewinn vor Steuern stieg um 15 Prozent auf 62,7 Millionen Euro.

Der europäische Fußballmarkt verzeichnete in der Saison 2023/2024 einen Umsatzanstieg von acht Prozent auf 38 Milliarden Euro, heißt es in der »Annual Review of Football Finance 2025«, die Deloitte pünktlich zur Klub-WM veröffentlicht hat. Das Wachstum führen die britischen Unternehmensberater vornehmlich auf eine zunehmende Professionalisierung der Branche und die damit verbundenen kommerziellen Erlöse zurück. Den Umsatz in der gerade zu Ende gegangenen Saison schätzt Deloitte auf mehr als 39 Milliarden Euro. Und für die kommende Saison wird ein erneuter Umsatzsprung erwartet, unter anderem wegen der Klub-WM. Die fünf größten europäischen Ligen – Bundesliga, Englands Premier League, die spanische La Liga, Italiens Serie A und die Ligue 1 in Frankreich – haben beim Umsatz erstmals die 20-Milliarden-Euro-Marke geknackt.

Spitzenreiter England

Primus unter den »Big Five« ist mit großem Abstand Premier League mit 7,4 Milliarden Euro. Die englischen Teilnehmer der Klub-WM, Chelsea Lonsdon und Manchester City, profitieren vor allem von den sehr hohen TV-Einnahmen und der beispiellosen internationalen Vermarktung, vornehmlich in Asien. Mit weitem Abstand folgen die Bundesliga und die spanische La Liga mit jeweils 3,8 Milliarden Euro.

Einen politischen Mehrwert von der Klub-WM versprechen sich wohl Al-Hilal Riad oder Al Ahly SC aus Kairo. Die ägyptische Liga gilt als die stärkste in Afrika, Al Ahly hat mehrfach den Afrikapokal gewonnen. Finanziell mithalten kann die Liga in dem Schwellenland mit den Europäern aber nicht. Ein weiterer Baustein ist das einmonatige Turnier für Al-Hilal sowie Saudi-Arabien und dessen milliardenschwere Sport-Offensive. Allein im Fußball unterhält das Königreich, orchestriert vom umstrittenen Kronprinzen Bin Salman, 194 sogenannte Sponsoringverträge, hat die dänische Initiative Play the Game ermittelt. Zum »Griff nach dem Weltsport« gehört ebenfalls der Einstieg als wichtigster Sponsor der Klub-WM und beim Streaming-Anbieter DAZN, der die TV-Rechte daran besitzt. Auch der sportlich unbedeutenden Saudi Pro League mangelt es nicht an Geld. So soll der portugiesische Fußballstar Cristiano Ronaldo 200 Millionen Euro im Jahr kassieren.

Amateure aus Auckland

Gänzlich anders stellt sich die Situation beim neuseeländischen Vertreter Auckland City dar, der sich mit einer Antrittsprämie von rund drei Millionen Euro und einer 0:10-Pleite zum Auftakt gegen den FC Bayern, der 35 Millionen Startgeld erhielt, begnügen muss. Auckland sei eine »Amateurmannschaft«, erklärte der Neuseeländer Wynton Rufer, der als Spieler von Werder Bremen sehr populär war. In seiner Heimat gebe es kaum Aufmerksamkeit für Fußball, also auch kaum Geld. Immerhin lockt Auckland als 13-maliger Sieger der ozeanischen Champions League durchschnittlich 18 000 Zuschauer ins Stadion.

Mit einem 0:0 gegen Fluminense Rio de Janeiro startete der zweite deutsche Vertreter Borussia Dortmund in die Klub-WM. In sein Westfalenstadion lockt der BVB regelmäßig über 80 000 Fans. Sie sind allerdings, wirtschaftlich betrachtet, vor allem Folklore. Die Milliarden, die in den großen europäischen Ligen kassiert werden, stammen nur noch zu rund 15 Prozent aus den Zuschauereinnahmen, einschließlich Bier und Wurst. Die wichtigste Geldquelle sind mit weitem Abstand die Einnahmen aus den weltweiten Medienrechten.

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