Arm und unsexy

Tobias Riegel sorgt sich um Kulturorte

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Gespenst geht um in Berlin – aber es ist leider nicht der Sozialismus, sondern das Sterben der Kulturorte. Mit dem Kunsthaus Tacheles, dem Schokoladen, der Bar25, dem Knaack-Club, dem Acud oder der Galerie C/O Berlin sind die aktuell bedrohten Einrichtungen so unterschiedlich, wie die Gründe für ihre wahrscheinliche Schließung oder Vertreibung vielfältig sind.

So tragen der Knaack-Club und das Acud an ihrer Schieflage durchaus eine Mitschuld. Anders liegt die Sache jedoch bei Tacheles, Bar25 oder C/O Berlin. Diese weltbekannten Kristallisationspunkte der Off-, Club- bzw. Hochkultur müssen Investoren weichen, während die Kommunalpolitik in ihrer Machtlosigkeit vorgeführt wird.

Dass die Politik ihre Handlungsunfähigkeit inzwischen wenigstens offen bedauert, zeugt aber immerhin von einem Umdenken: weg von zuvorkommender Erfüllung von Investorenwünschen, hin zum Abwägen der eigenen Interessen. Denn es ist mittlerweile ein alter Hut, dass investiertes Geld allein kein Gewinn für die Stadt ist, wenn mit eben diesem Geld die Kreativen vertrieben werden, die Berlins Weltruf erst begründet haben.

Zumal der langfristige Nutzen von Investorengeldern für die Kommunen oft mehr als fraglich ist. Berlin mag arm aber (wegen seiner Kulturszene) sexy sein. Lässt man den Herren des Geldes weiterhin freien Lauf, wird die Stadt bald nur noch arm sein. Und zwar sowohl materiell als auch kulturell.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal