Gottesbeweis

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Benedikt XVI. kann zufrieden sein mit dem Wochenende. Nicht nur, weil es sein erstes im päpstlichen Resort Castelgandolfo war. Nicht nur, weil sich in München und Köln ein paar tausend Katholiken versammelten, um unter dem Motto »Deutschland pro Papa!« ihrem geistlichen Chef nach all dem weltlichen Ungemach den Rücken zu stärken.

Zu allem Überfluss präsentierte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner in der »Welt am Sonntag« auch noch einen neuen Gottesbeweis. Zugegeben, der Argumentation fehlt vielleicht die intellektuelle Subtilität eines Anselm von Canterbury, eines Thomas von Aquin oder eines Immanuel Kant. Aber alle, die meinten, zu Gott sei alles gesagt und nichts bewiesen, dürften bei Meisners Vorstoß schlucken: »Überzeugend gelebt ist der Zölibat immer noch der schlagendste Gottesbeweis.« Wer den Kardinal kennt, weiß, dass dies kein kölscher Karnevalsgag ist, sondern bitterer klerikaler Ernst. Und auch das Epitheton »schlagendst« ist keine humoristische Hommage an seinen Ex-Amtsbruder Walter Mixa, sondern beschreibt bildhaft die brutalstmögliche Variante des Gottesbeweises. Denn, so Meisner, »bei einem Zölibatär muss man immer sagen: Entweder ist der verrückt, oder es gibt Gott. Eine andere Alternative gibt es nicht.« Gott müsste verrückt sein, wenn es ihn jetzt nicht gibt.

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