Umwege zum Wandererglück

Nach dem Bodetal-Felssturz steht das Sicherheitsgutachten aus – Ausweichrouten werden empfohlen

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.
Unterhalb der Roßtrappe bleibt das Tal der Bode (Sachsen-Anhalt) weiter gesperrt. Ein Gutachten dazu, wie die Harz-Schlucht künftig gesichert werden kann, wird nächste Woche veröffentlicht. Wanderer werden derweil mit Alternativwegen vertröstet.

Es scheint kein anderes Thema zu geben. »Jeder zweite Anruf«, stöhnt Angelika Kroupa, »gilt dem Wanderweg durch das Bodetal.« Kroupa arbeitet in der Touristen-Information in Thale, einer Stadt am Harz, die mit vielen Attraktionen wirbt. Der Weg durch die enge Klamm der Bode unter 200 Meter hohen Felswänden gehörte zu den reizvollsten – bis sich am 12. Mai große Felsbrocken lösten. Seither ist der Weg gesperrt. Und verunsicherte Wanderer halten Kroupa und ihre Kolleginnen auf Trab.

Ausgeschilderte Umgehung

Das wird wohl noch eine Weile so bleiben: Anders als geplant, ist die Wanderroute Anfang Juli nicht freigegeben worden, und ob sich das bis Monatsende ändert, ist offen. Zwar sei der Weg wieder hergestellt, sagt Guido Blosfeld, Bauamtsleiter in Thale. Die Bergsicherung hat zudem lose Gesteinsbrocken in eine sichere Lage gebracht. Nun steht aber noch ein Gutachten aus, das die Risiken weiterer Felsstürze einschätzen und Maßnahmen zur Sicherung empfehlen soll. Das Papier wurde gestern im Umweltministerium Magdeburg erwartet, teilte ein Sprecher auf ND-Anfrage mit. Es solle unverzüglich an die Stadt Thale und beteiligte Behörden geleitet und nächste Woche von Minister Hermann Onko Aeikens (CDU) mit den Betroffenen besprochen werden. Danach werde die Öffentlichkeit informiert.

Angelika Kroupa wird so lange weiter beteuern, dass kein Wanderer dem Bodetal fernbleiben muss: »Es gibt eine ausgeschilderte Umleitung.« Sie beginnt hinter dem Gasthaus »Königsruhe«, führt über Jungfernbrücke und den Hirschgrundweg auf die Anhöhe und passiert den Tierpark am Hexentanzplatz. Danach geht es in dem sonst aus Naturschutzgründen gesperrten, aber nun zeitweise geöffneten Dambachtal wieder in die Tiefe. Drei Kilometer vor Treseburg wird der eigentliche Pfad erreicht. Kroupa räumt aber ein, dass Wanderern einiges entgeht: »Ein sieben Kilometer langes Stück ist nicht zugänglich.« Davon sollte sich aber kein Harzreisender abschrecken lassen, wirbt die freundliche Mitarbeiterin und zählt alternative Routen auf – Steige durchs Steinbachtal zum Hexentanzplatz, über den Präsidentenweg zur Roßtrappe und andere: »Wir haben Wanderwege noch und nöcher.«

Im Rathaus hofft man freilich, dass neben den zweifellos schönen Alternativen bald auch wieder der eigentliche Talweg zugänglich sein wird. Aeikens und Wirtschaftsminister Reiner Haseloff hatten bei einem Besuch am Pfingstmontag eine längere Sperrung und Verlegung nicht ausgeschlossen. Das wäre eine »unangebrachte Härte«, zitiert Blosfeld aus einem bereits vorliegenden Gutachten.

Teure Fangzäune

Selbst wenn der Weg aber wieder zugänglich ist, so ahnt man im Rathaus, werden die Mühen für die Verwaltungsspitze wohl weitergehen: Befürchtet werden zähe Verhandlungen mit dem Land über die Kosten der Sicherung. Für das betroffene Hangstück ist ein Landesbetrieb zuständig; die Arbeiten, darunter das Errichten von Fangzäunen, dienen aber dazu, den der Kommune gehörenden Weg wieder zugänglich zu machen. Zu Pfingsten hatte es geheißen, die Sicherung zweier Gefahrenstellen könne drei Millionen Euro kosten.

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