Auf Freudensuche

Bayern-Dribbler Franck Ribéry sehnt sich nach früheren Zeiten

  • Lesedauer: 3 Min.

Ein bedrückter Franck Ribéry sieht sich an einem »Tiefpunkt«, Uli Hoeneß wundert sich über eine »Hetzjagd« gegen den Star-Kicker – aber sowohl Spieler als auch Klub blicken in der Rotlicht-Affäre mit Zuversicht nach vorn. »Wir finden die ganze Angelegenheit dermaßen lächerlich, dass wir überhaupt nicht verstehen, wie hier eine Hetzjagd auf ihn veranstaltet wird. Darüber können wir nur staunen können«, sagte Bayern-Präsident Hoeneß, der »am Ende« einen »noch motivierteren« Ribéry beim FC Bayern zurück erwartet. »Wir werden viel Spaß an ihm in diesem Jahr haben.«

Ribéry will endlich wieder Freude auf dem Platz haben. Nach einer verletzungsreichen Saison, einer enttäuschenden WM und nun einem Anklageverfahren am Hals befindet er sich in einem der »Momente im Leben, die bedrückend und belastend sind«, so der Franzose. Aber: »Angst um meine Zukunft, meine Karriere habe ich nicht. Weder in der Nationalmannschaft noch bei Bayern«, sagte der 27-Jährige der »Bild«-Zeitung. Er will Vertrauen bei den Zweiflern zurückgewinnen. »Ich will ihnen wieder Spaß bereiten. Ich will ihnen tolle Dribblings zeigen, einfach ein positives Gefühl vermitteln und Tore schießen. So wie früher.«

Wird es wieder wie früher? In Frankreich droht ihm der Rauswurf aus dem Nationalteam, die Justiz sitzt ihm im Nacken. Dem Mittelfeldakteur wird vorgeworfen, mit einer Frau gegen Bezahlung Sex gehabt zu haben, die zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig war. Ribery bestreitet das wahre Alter der Frau gekannt zu haben, was sie bestätigte. Für Beziehungen mit minderjährigen Prostituierten sieht das Gesetz in Frankreich eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren und eine Geldbuße von bis zu 45 000 Euro vor. Dem Kunden muss jedoch die Minderjährigkeit bekannt gewesen sein.

Hoeneß findet, »dass gewisse Leute in Frankreich von ihren eigenen Problemen ablenken wollen. Denn dieses Thema war eigentlich vor der WM schon durch«, so der Präsident. »Ich bin ziemlich sicher, wenn Frankreich Weltmeister geworden wäre, wäre Franck Ribéry jetzt nicht vorgeladen worden.«

Auch in Frankreich warnte Frédéric Thiriez vor einer Vorverurteilung von Ribéry und dem ebenfalls in die Affäre verstrickten Karim Benzema »Wir müssen uns davor hüten, die Männer vorzuverurteilen«, so der Chef der französischen Profiliga LPF. »Wir müssen die Grundregeln des Sozialvertrags respektieren. Die Unschuldsvermutung gilt für alle, selbst für die französischen Fußballer nach der WM. Es sind nicht die Richter, die die Bleus aufstellen.«

Hoeneß stärkt dem Offensivspezialisten seit Bekanntwerden der Affäre demonstrativ den Rücken. Auch deshalb verlängerte Ribéry bis ins Jahr 2015 bei den Münchnern. »In schlechten Zeiten, gerade wenn man private Probleme hat, merkt man, wer zu einem steht und wer ein großes Herz beweist. Und bei Bayern bin ich ausschließlich von sehr guten Leuten umgeben. So einen Klub hatte ich noch nie. Auch Bayern München ist für mich eine Familie, die mich auffängt.« dpa/ND

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