Werbung

Vor unserer Zeit

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast scheint es so, als habe sich das Protestpotenzial der Menschen mit den Demonstrationen gegen Nazis, Datenausspähung oder Atomstrom erschöpft. Keine Kraftreserven mehr, wenn in dieser Woche Röslers Gesundheitsreform durch das Kabinett gewinkt wird? Das ist mehr als bedauerlich, denn in diesen Tagen geht die Demontage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in eine neue Runde. Aber bis auf eine Handvoll Oppositionspolitiker scheint dies niemanden aufzuregen.

Die paritätische Finanzierung der Gesundheitskosten durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist aufgekündigt. Alle künftigen Kostensteigerungen tragen nur noch die Arbeitnehmer, die Zusatzbeiträge werden steigen und dürfen dies auch bis auf zwei Prozent des Bruttoeinkommens. Damit das nicht gleich so auffällt, verkündet der Minister, dass es im nächsten Jahr keine neuen Zusatzbeiträge geben wird. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, dass 'zig Kassen die Pleite droht und auch in der Privaten Krankenversicherung (PKV) die Finanzprobleme zunehmen. Dennoch wird letztere von Schwarz-Gelb als das angeblich bessere Modell favorisiert. Man schanzt der PKV per Gesetz gut verdienende Kunden zu, verbietet der GKV die Zusatzversicherungen, damit die private Konkurrenz das Geschäft machen kann, und will die von den Gesetzlichen ausgehandelten günstigen Arzneimittelpreise auf die Privaten übertragen. Die werden gestärkt, und von den gesetzlichen Kassen werden einige wenige mit einer Grundversorgung übrig bleiben, die das Allernotwendigste garantiert. Die solidarische Gesundheitsversorgung ist vom kommenden Jahr an ein Märchen aus einem Land vor unserer Zeit.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal