Maß ist voll

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Gesundheitsreform hat was vom Oktoberfest. Obwohl die Maß nicht voller ist, wird an der Preisspirale gedreht. Die Brauer verdienen, die Wirte kassieren, die Trinker zahlen – jedes Jahr ein bisschen mehr.

Für die Gesundheit sollte uns nichts zu teuer sein, argumentieren die Reformer. Schließlich werden wir älter, können viele Krankheiten heilen und Schmerzen besser bekämpfen. Vor lauter Dankbarkeit übersehen wir oft, dass nicht in erster Linie das Alter steigende Kosten verursacht, sondern der wissenschaftlich-technische Fortschritt. Doch der bringt eben nicht nur Segen, sondern auch Fluch. Viele Hersteller profitieren leider auch dann, wenn sie ein überflüssiges Arzneimittel, eine nutzlose Behandlungsmethode oder ein sinnloses Hilfsmittel auf den Markt bringen – bezahlen müssen es die Versicherten dennoch.

Das kann so weitergehen, meint der Bundesgesundheitsminister. Gut Verdienende sollen sich nach seiner Meinung nicht länger mit den armen GKV-Schluckern in ihrer schlecht verwalteten Kasse solidarisieren. Arbeitgeber bekommen, was ein Versicherter nicht mal mehr zu träumen wagt: die Garantie stabiler Beiträge, obwohl die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass dadurch keine Arbeitsplätze geschaffen werden. Ärzte und Kliniken müssen ebenso wenig mit größeren Einbußen rechnen. Sie alle können eine Maß nehmen, wenn dieses Gesetz in Kraft tritt. Dem Versicherten dürfte der Appetit vergangen sein.

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