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Stürmischer Bahn-Herbst?

  • Lesedauer: 2 Min.

»Die Zeichen stehen auf Sturm«, verkündet ein Tarifinfo der Bahngewerkschaften Transnet und GDBA: »Durch die starre Haltung der Arbeitgeber werden Arbeitskampfmaßnahmen unausweichlich.« Damit wollen die Tarif-Akteure ihre Mitglieder darauf vorbereiten, im Tauziehen um einen bundesweiten Branchentarifvertrag für den Schienenpersonennahverkehr »Gewehr bei Fuß« zu stehen.

Im Bemühen, in der knochenharten Ausschreibungspraxis mit einem verbindlichen Branchentarif einen rücksichtslosen Unterbietungswettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten zu verhindern, herrschte in den letzten Tagen Stillstand. Zwar gilt nach Gewerkschaftsangaben für Beschäftigte der DB-Nahverkehrstochter DB Regio und etlicher anderer Bahnen wie Metronom, Regentalbahn, Abellio Rail NRW und Bayerische Oberlandbahn, in der Summe 90 Prozent der Beschäftigten der Branche, ein vergleichbares Niveau. Doch andere in die Verhandlungen einbezogene Privatbahnen, hinter denen sich meist große Konzerne verbergen, wollen bislang nicht mitziehen. Ihr Angebot entspricht real nur rund 77 Prozent des Branchenniveaus.

Die Gewerkschaftsführer fühlen sich brüskiert, weil die Mehrheit der Arbeitgeber jüngst ein Spitzengespräch abgesagt hatte und deren Verhandlungsführerin das Lohnniveau der Deutschen Bahn AG als »Überbleibsel aus alten Monopolzeiten« kritisierte. Dabei kassieren Privatbahnen für die Ausbildung und Anstellung Arbeitsloser von der Arbeitsagentur üppige Zuschüsse. Die DB Regio wiederum hat sich darauf besonnen, bei Ausschreibungen mit Ausgliederungen und tarifvertragslosen Billigtöchtern mitzubieten, um die Konkurrenz auszustechen.

Sollten auch »verbesserte Angebote« real nicht klar über 77 Prozent liegen und tatsächlich ein Arbeitskampf folgen, dann wäre ein Schulterschluss mit den anderen DGB-Herbstaktionen nötiger denn je. Schließlich ist das Lohndumping in der Schienenbranche nur ein Bestandteil jahrelanger Angriffe auf tarifliche und soziale Errungenschaften. Ähnlich auch im Post- und Logistikgeschäft, wo die Liberalisierung neue Privatunternehmen auf den Plan ruft, die mit Hungerlöhnen um Marktanteile kämpfen. Hans-Gerd Öfinger

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