Ausgegraben

Katja Herzberg zum Skulpturenfund

  • Lesedauer: 1 Min.

Jetzt sind es elf weniger. Elf Kunstwerke von 20 000, die nicht länger als verschollen gelten, weil sie von den Nazis aus den Museen verbannt und anschließend verkauft oder vernichtet wurden. Berlin hat mehr zu bieten als ein paar Mauerreste. Archäologische Grabungen im Stadtzentrum können Funde von historischer Bedeutung zu Tage bringen, wie die Skulpturen der Klassischen Moderne beweisen.

Ob sich die Hauptstadt deshalb als »Freilichtmuseum« bezeichnen darf, wie es Peter-Claus Schuster, Experte auf dem Gebiet »Entartete Kunst«, bei der Präsentation der Ausstellung im Neuen Museum tat, bleibt allerdings zu bezweifeln. Ein Colosseum wird sicher nicht mehr ausgegraben werden. Mauerstreifen und andere historische Freiflächen werden vielmehr zunehmend betoniert.

Die gute Botschaft bleibt jedoch, dass eine Stadt nicht vergisst, auf welchen Fundamenten sie errichtet worden ist und man nicht darum herumkommt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bei der Ausstellungseröffnung im selben Atemzug das Nazi-Regime und die DDR nannte, scheint zu bestätigen, dass sich manche Berliner Offizielle zuweilen lieber der jüngeren Vergangenheit zuwenden. Die vergisst man schließlich auch nicht so schnell. Der Grabungsfund könnte nun aber einen Ausgangspunkt dafür bieten, gerade auch die Geschichte der Reichshauptstadt weiter aufzuarbeiten.

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