- Politik
- Fokus: Anti-Castor-Proteste
Langsam bröckelt meine Sicherheit
Das erste Mal bei einer Sitzblockade
Ich nehme zum ersten Mal in meinem Leben an einer Sitzblockade teil, da bin ich natürlich noch nicht so routiniert. Ausgerüstet bin ich mit Schlafsack, Regenjacke und Ölzeug für den Wasserwerfer. Aber manches geht auch schief. Zum Beispiel habe ich gemerkt, dass ich meinen Rucksack besser packen muss, damit ich auch nachts etwas finde. Meine Tochter ist schon seit Jahren in der Anti-Atom-Bewegung aktiv. Dieses Jahr geht es um unheimlich viel. Nicht nur wegen der Laufzeitverlängerung, sondern insgesamt.
Ich war immer ein überzeugter Staatsbürger, aber langsam bröckelt meine Sicherheit. Es ist nicht hinnehmbar, wie die Politik mit uns Menschen umgeht. Demos beeindrucken die nicht genug. Deshalb muss man jetzt ein bischen mehr tun, um Ernsthaftigkeit zu zeigen.
An der Sitzblockade gefällt mir, wie gut sie durchdacht und organisiert ist. Das ist nicht nur so eine Dienstleistungssache, sondern neue Leute werden gleich mit eingebunden. Heute Nacht habe ich auf Strohsäcken geschlafen. Das ging einigermaßen. Natürlich hatte ich kalte Füße, aber es gibt ja heißen Tee. Wir haben bis halb 11 getanzt, so war ich grundgewärmt und konnte tatsächlich ungefähr fünf Stunden schlafen. Bisher scheint mir die Polizei recht kooperativ zu sein. Ob das so bleibt, kann ich natürlich nicht einschätzen. Ich bleibe hier, bis geräumt wird.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.