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  • Fokus: Anti-Castor-Proteste

Atommafia will weiter provozieren

Trotz Rekordprotesten neue Castor-Transporte geplant / Gorleben darf als Endlager erkundet werden

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach der Ankunft des Castor-Transports hat am Dienstag der Streit um die Kosten und die politischen Folgen der Protestaktionen begonnen. Nur kurze Zeit nach der Ankunft der elf Behälter wurde zudem bekannt, dass die Erkundungsarbeiten für das mögliche Atommüllendlager in Gorleben wieder aufgenommen werden können.
Ein Umweltaktivist der Organisation Robin Wood klettert unter Beifall auf einen Strommast, um ein Seil zu spannen – später wird ein Transparent daran befestigt. ND-
Ein Umweltaktivist der Organisation Robin Wood klettert unter Beifall auf einen Strommast, um ein Seil zu spannen – später wird ein Transparent daran befestigt. ND-

Gorleben (Agenturen/ND). Das Land Niedersachsen will nicht allein auf den Einsatz-Ausgaben in Höhe von 25 Millionen Euro sitzenbleiben. »Wir sind nicht mehr bereit, diese Sonderlast zu tragen«, sagte Innenminister Uwe Schünemann (CDU) bei einer Bilanz des Einsatzes. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg forderte, die Abfallverursacher zur Kasse zu bitten.

Die Gegner eines Atomendlagers in Gorleben sehen sich nach dem Rekordprotest im Aufwind. »Der Castor-Zug ist in Gorleben eingetroffen, aber die Bundesregierung ist weiter denn je von ihrem Ziel entfernt, Akzeptanz für Atomkraft in Deutschland zu schaffen«, sagte Robin-Wood-Vorstand Florian Kubitz. Nur wenige Stunden nach Eintreffen des Atommülltransports wurde bekannt, dass die Erkundungsarbeiten in dem Salzstock wieder aufgenommen werden können. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie hat am Dienstag in Hannover den Sofortvollzug angeordnet.

Bis zuletzt hatten Atomkraftgegner versucht, die Ankunft des Castor-Transports zu verzögern. Am Dienstagmorgen trugen Polizisten bis zu 4000 Demonstranten von der Straße, die teilweise 45 Stunden lang in einem Sitzstreik ausgeharrt hatten.

Sowohl Blockierer wie auch Polizisten waren zum Schluss mit ihren Kräften am Ende. Konrad Freiberg, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, sagte im Phoenix-Interview, der Einsatz zum Schutz des Transportes sei für viele Polizisten »unzumutbar« gewesen. »Wir sind kaum noch in der Lage, solche Einsätze in Deutschland zu gewährleisten«, so Freiberg. »Es war für die Polizei ungeheuer schwierig, 4000 Leute wegzutragen. Ich glaube nicht, dass das Kern der polizeilichen Arbeit ist. Das darf sich so nicht wiederholen.« Freiberg forderte eine andere Atompolitik.

Umweltschützer haben zu weiteren Protesten gegen geplante Atommülltransporte aufgerufen. Kaum sei der längste Castor-Transport der deutschen Geschichte nach massiven Protesten im Zwischenlager Gorleben angekommen, bereite die Bundesregierung mit der sächsischen Landesregierung bereits den nächsten Transport nach Russland vor, kritisierte Matthias Eickhoff von der Initiative »Sofortiger Atomausstieg« am Dienstag in Münster.

Bei dem geplanten Transport handele es sich um 951 Brennstäbe aus dem früheren DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden, die sich seit 2005 im Zwischenlager Ahaus befänden. Ein Teil davon könne noch in diesem Jahr als erster von drei Castor-Transporten ins russische Majak rollen.

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