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Freud und Leid bei Philipp Boy

Nach Weltcupsieg am Reck folgt Trophy-Pleite

  • Frank Thomas, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Bisher stand er immer im Schatten von Fabian Hambüchen. Seit den Turn-WM in Rotterdam hat sich dies geändert: Der Cottbuser Philipp Boy – in Rotterdam Mehrkampf-Vizeweltmeister – ist auf dem Vormarsch und bewies das in Stuttgart mit dem ersten Weltcupsieg am Reck. Doch am Sonntag in der Champions Trophy gab es für ihn einen Absturz – nur Fünfter im Mehrkampf.

Der nächtliche Feueralarm nahm ihm den Schlaf, die Adrenalin-Schübe raubten die Konzentration: Philipp Boy hat am Sonntag seinen Höhenflug in der Champions Trophy nicht fortsetzen können. Nach WM-Ruhm und Weltcup-Ehren hat sich der Cottbuser Vizeweltmeister im Mehrkampf beim Kampf um das große Geld zweimal vergriffen und mit zwei Stürzen vom Reck die Siegprämie von umgerechnet 11 200 Euro verschenkt.

»So eine Scheiße. Der Feueralarm hat mir die Nachruhe geraubt, aber es wäre Blödsinn, jetzt alles darauf zu schieben«, meinte der Cottbuser. »„Zwei Stürze, eigentlich unfassbar. Aber man lernt eben immer dazu.« Wegen des Fehlalarms im Hotel um 2.30 Uhr hatte Boy in der Nacht nur dreieinhalb Stunden schlafen können.

Vor den Augen seines Auswahlkollegen Fabian Hambüchen, der noch seine Achillessehnenverletzung auskuriert, befand sich Boy vor dem »Königsgerät« klar auf der Siegerstraße des Mehrkampfes. Doch dann zeigte der 23-Jährige Nerven und stürzte gleich zweimal vom Lieblingsgerät, an dem er tags zuvor zum ersten Weltcupsieg seiner Karriere gekommen war. »Ich war so voller Adrenalin, dass ich überdreht habe«, gestand er.

So lag er am Ende mit 86,550 Punkten als Fünfter noch hinter Eugen Spiridonov (Bous), der sauber durchturnte und mit 86,800 Zählern Vierter wurde. Der Sieg ging an den britischen Turner Daniel Purvis (88,30) vor dem Ukrainer Mykola Kuksenkow (87,525) und Cupverteidiger Maxim Dewjatowski (Russland/87,45).

Tags zuvor hatte sich Boy mit seinem ersten Sieg vom bisherigen Modell der Weltcupserie in Stuttgart verabschiedet. Am kommendem Jahr werden die Schwaben in die neue Mehrkampfserie mit nur vier Stationen integriert. Boy ist im Gegensatz zu Hambüchen dafür qualifiziert. »In der neuen Serie kann man richtig Kohle verdienen. Klar, dass ich da richtig Gas geben will«, meinte Boy. Dem Sieger der künftigen Serie in Jacksonville, Glasgow, Tokio und Stuttgart winkt dann noch ein Jackpot von umgerechnet 74 000 Euro.

»Endlich, endlich: Beim dritten Weltcupstart der erste Sieg«, strahlte der Cottbuser am Vortag, nachdem er von 4000 Zuschauern begeistert gefeiert wurde und am Barren gleich noch Rang drei nachlegte. Auch Hambüchen, der zu den EM 2011 in Berlin wieder Vollgas geben will, fand als TV-Cokommentator lobende Worte für Boy: »Er musste seine schwierige Übung eigentlich nur durchturnen und ein bisschen Show machen. Das ist ihm sehr gut gelungen.«

Für das beste Resultat der deutschen Frauen sorgte Anja Brinker (Großburgwedel), die bei ihrem Comeback nach langwieriger Fußverletzung nur knapp ihren dritten Weltcuperfolg verpasste und am Stufenbarren Zweite wurde. Die WM-Achte Elisabeth Seitz (Mannheim), die sich als Vorkampfbeste eine Chance auf den ersten Weltcuptriumph ausgerechnet hatte, stürzte ab und wurde Siebente. Zuvor hatte sie mit einem dritten Weltcuprang am Boden überzeugt.

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