Opfer des Fortschritts

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Heute endet ein alljährliches Massaker. Das Opferfest, höchstes islamisches Fest, ist vor allem ein Schlachtfest. Denn, so der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland, »der Islam gebietet, bestimmte Tiere wie Rinder, Schafe, Ziegen oder Kamele zu opfern«. In der Regel geschieht dies durch betäubungsloses Schächten – eine von Tierschützern als besonders qualvoll angeprangerte Methode, die jetzt sogar in der Türkei ab Dezember 2011 verboten werden soll. Und zwar total. Damit wäre das islamisch geprägte Land dann weiter als die christlich geprägte Bundesrepublik, in der es weiter Ausnahmeregelungen zum Schächtverbot gibt. Doch auch ohne Schächten bleibt das grausame Umbringen von Millionen Tieren – im Namen einer archaisch-numinosen »Gottesfurcht«.

Da ist das aufgeklärte Abendland doch progressiver. Christlich oder säkular ausgerichtete Deutsche kennen keine Tieropfer. Auch keine Speiseverbote wie im Islam. Beispielsweise für Schweinefleisch. Zwischen Juli und September wurden hierzulande so viele Schweine geschlachtet wie noch nie zuvor: mehr als 14,6 Millionen. Für solche Rekorde bedarf es keiner religiösen Verbrämung. Der Hauptgrund für die steigende Beliebtheit des Schweinefleischs sei der günstige Preis, sagte eine Sprecherin des Statistischen Bundesamtes. So sieht Fortschritt aus.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal