Gewerkschaft in Bewegung
Aus 16 Organisationen im DGB wurden acht
Mit der Bildung der neuen Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG am Mittwoch in Fulda wird ein Stück Neuland betreten: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik ist eine DGB-Gewerkschaft aus der Fusion von zwei Mitgliedsorganisationen der konkurrierenden Dachverbände Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) und deutscher beamtenbund und tarifunion (dbb) entstanden.
Über Jahrzehnte gliederte sich die Gewerkschaftslandschaft in drei Blöcke, die die traditionelle und zunehmend überholte Trennung zwischen Arbeitern, Angestellten und Beamten widerspiegelte: den (vorherrschenden) DGB, die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) und den dbb. Die DAG löste sich 2001 auf und ging zusammen mit der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), der Postgewerkschaft (DPG), der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV) und der IG Medien in der neuen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di auf.
Dies war aber nicht die einzige Gewerkschaftsfusion der neueren Geschichte. So bildete die frühere Agrargewerkschaft GGLF im Jahr 1996 mit der Bauarbeitergewerkschaft BSE die neue IG BAU. Die ehemaligen Gewerkschaften für die Holz- und Textilbranche schlossen sich der IG Metall an. Die ehemaligen Gewerkschaften für Chemische Industrie, Bergbau- und Lederbranche schlossen sich 1997 zur IG BCE zusammen. Aus ehemals 16 DGB-Mitgliedsorganisationen Mitte der 90er Jahre wurden so durch Verschmelzungen acht Gewerkschaften.
Die dritte Bahngewerkschaft, Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), hat sich von dem Fusionsprozess im Eisenbahnbereich ferngehalten und verbleibt im dbb. GDL-Chef Claus Weselsky sagte am Dienstag laut Mitteilung: »Wenn sich zwei schwache Gewerkschaften zusammentun, wird erst recht keine starke daraus.«
hgö
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.