Herzogsgrab in der Dorfkirche

In Kenz in Mecklenburg-Vorpommern wurde bei Bauarbeiten eine Grabkammer entdeckt

  • Winfried Wagner, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
In Kenz (Nordvorpommern), wo eine Heilquelle über Jahrhunderte Adelige und Wallfahrer anlockte, ist das Grab eines pommerschen Herzogs entdeckt worden. Wahrscheinlich handelt es sich um Barnim VI. (1365-1405), der mit Veronika von Hohenzollern verheiratet war.

Bei Sanierungsarbeiten in der Wallfahrtskirche in Kenz sind zwei noch unbekannte Grabkammern entdeckt worden. »In einer soll Pommernherzog Barnim VI. begraben sein«, sagte Pastor Kai-Steffen Völker. »Der Fund ist deshalb von großer Bedeutung, weil die Pommernherzöge zu der Zeit nach dem Kaiser das bedeutendste deutsche Adelsgeschlecht waren«, sagte Völker. Barnim VI. war Herzog von Pommern-Wolgast und Barth. Er galt als Unterstützer der Vitalienbrüder, zu denen auch Klaus Störtebeker gerechnet wird.

Spektakulärer Zufallsfund

Kenz war wegen einer angeblich heilkräftigen Quelle bis ins 15. Jahrhundert ein gefragter Wallfahrtsort und im 18. Jahrhundert ein bekannter Kurort für viele Adelige. Der spektakuläre Fund ist ein Zufall. »Die für ein Dorf sehr große Kirche hat Feuchtigkeitsprobleme und wir wollten die Außenmauern von außen und innen trockenlegen«, erzählt Völker. Dabei wurde Schwamm im Gestühl entdeckt. So mussten die Podeste, auf denen die Bänke standen, abgetragen werden. Dabei wurde auch der Fußboden bis zu 20 Zentimeter tief ausgehoben. »So stießen wir auf die beiden Gruften«, sagte Völker. Die eine, in der der Pommernherzog liegen soll, stehe voll Wasser, das bisher eine genaue Erkundung des 2,50 Meter langen Raumes verhindere. Die zweite Gruft habe vermutlich für Begräbnisse der Herzogsfamilie gedient, sei aber eingefallen.

Völlig unerwartet sei der Fund nicht, erklärt Völker. In der Kirche steht seit Jahrhunderten ein Scheinsarkophag mit einer hölzernen Nachbildung von Barnim VI. Zudem gebe es Überlieferungen, die auf eine Begräbnisstätte in der Kirche deuteten.

Wichtige Wallfahrtskirche

Trotzdem haben die jetzigen Arbeiten die einst große Bedeutung der Kenzer Wallfahrtskirche noch untermauert, meint Völker. So seien Fundamente für etwa fünf Nebenaltäre gefunden worden. Die genaue Auswertung durch die Bauhistoriker stehe noch aus. Für die Kirchengemeinde hat der Fund auch einen Nachteil: Die Arbeiten sind wegen der denkmalpflegerischen Bedeutung erstmal gestoppt – und werden teurer als geplant.

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