Dem Lob für Polen folgte kalte Dusche
US-Militärs rügen Afghanistan-Einsatz
Als die USA-Truppen vor einem Jahr die Provinz Ghazni in die Verantwortung der Polen übergeben hatten, sei diese wichtige Region Afghanistans völlig »befriedet« gewesen, hieß es in einem Artikel des Nachrichtenmagazins »Time«, der sich auf bewusste »Offizierskreise« berief. Jetzt hätten die Taliban wieder die Oberhand gewonnen. Die polnischen Soldaten seien zu passiv, im Kampf mit Partisanen unerfahren, reagierten zu langsam, und vor allem reichten die 2500 Mann für diese große Provinz nicht aus.
Die Polen, hieß es in »Time«, hätten Bedenken gegen sofortiges Losschießen, weil ihnen zu Hause ein Prozess drohen könnte. Der Text spielte damit auf den seit zwei Jahren laufenden Nanger-Khel-Prozess an, in dem sieben polnische Soldaten wegen Mordes an Zivilpersonen angeklagt sind.
Verteidigungsminister Bogdan Klich zeigte sich jedenfalls empört. Der kommandierende US-General Davis Petraeus habe die polnische Frontaktivität immer wieder gelobt, sagte er in einem Fernsehinterview. Auch Premier Donald Tusk zeigte sich verwundert: Polen habe niemals auf besonders große militärische Aktivität gepocht, es sei an anderen Zielen interessiert. Die Kontakte zu den örtlichen Behörden seien gut.
Der ehemalige Kommandierende der polnischen Landstreitkräfte General Waldemar Skrzypczak, sagte in einem Fernsehgespräch, der »Time«-Artikel sei eine Botschaft an Polen, dass es mehr tun müsse. Die Sicherheitslage in der »polnischen Provinz« sei noch nie so schlecht gewesen wie jetzt. Dass die polnische Truppe zu schwach ist, das wollten die Politiker nicht hören. Auf die Frage, was denn Polen in dieser Lage zu tun hätte, rang sich Skrzypczak zu der Aussage durch, man müsse das Kontingent wohl verstärken.
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