Aus wenig Geld das Beste machen

Finanzen - Teil 22 - Rente für Freiberufler: »Rürup« ist wenig beliebt, doch für manchen von Interesse

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Politiker haben sich die Rürup-Rente keineswegs als Konkurrenzprodukt zur Riester-Rente ausgedacht. Sie ist es auch nicht geworden.

Richtig populär ist der kleine Bruder der Riester-Rente nicht geworden: Nur 1,2 Millionen Kunden hat die Rürup-Rente bislang angezogen. Zum Vergleich: Riestern tun über 14 Millionen Bundesbürger. Das heißt aber nicht, das Rürup grundsätzlich für jeden uninteressant ist. Der Großteil der Rürup-Sparer sind Selbstständige, die von der Riester-Förderung ausgeschlossen sind.

Obwohl die Rürup- oder Basis-Rente einst nicht als Konkurrenzprodukt zur Riester-Rente erdacht wurde, sondern als weiterer, steuerbegünstigter privater Ersatz für die gesetzliche Rente, erfreut sie sich wegen ihrer rigiden Bedingungen nicht allzu großer Beliebtheit:

Sie kann nicht gekündigt werden.

Eine sofortige Kapitalauszahlung mit dem Eintritt ins Rentenalter (statt einer lebenslangen Rente) ist nicht möglich.

Insolvenzsicher bei Pleite

Bei »Riester« kann ein Drittel des Kapitals bar ausbezahlt werden. Auch diesen Anteil könnte man sich höher wünschen. Schließlich ließe sich eine Einmalzahlung gut für eine größere Anschaffung, ein neues Auto oder eine ausgedehnte Reise nutzen – solange man/frau noch fit ist. Bei Rürup spekulieren Sie darum noch stärker als bei Riester auf Ihre eigene Lebenserwartung!

Trotzdem hat auch Rürup für manchen seinen Reiz. Das Besondere: Im Unterschied zur Riester-Rente fördert der Staat diese Form der Altersvorsorge ausschließlich durch Steuervorteile – und das Jahr für Jahr in höherer Dosierung. In diesem Jahr (2011) können so schon 72 Prozent der jährlichen Beitragssumme von maximal 20 000 Euro für Ledige abgesetzt werden. Und bei Verheirateten erkennt das Finanzamt sogar 72 Prozent der Beiträge bis zu 40 000 Euro an. Bis ins Jahr 2025 erhöht sich dieser Prozentsatz dann auf 100 Prozent.

Im Gegenzug unterliegen die aus dieser Altersvorsorge erzielten Alterseinkünfte später der Einkommensteuer.

Insbesondere für Gewerbetreibende (insolvenzsicher!), Selbstständige und Freiberufler ist Rürup interessant. Ratgeberautorin Isabell Pohlmann warnt vor Sozialneid: »Die meisten Selbstständigen werden viel zu wenig Geld aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen, um damit im Alter vernünftig leben zu können.« Pohlmann weiß, wovon sie schreibt, sie arbeitet als freie Journalistin.

Allerdings dürfte Rürup nur für Selbstständige mit zumindest mittlerem Einkommen interessant sein. Ein Großteil der Selbstständigen und Freiberufler arbeitet in prekären Verhältnissen und erzielt nur ein niedriges Einkommen. Entsprechend gering ist der Steuervorteil für die Beiträge.

Für sogenannte Besserverdiener, die als Freiberufler, Arbeitnehmer oder höhere Beamte ihre Steuern zahlen, kann die Rürup-Rente lukrativ sein. Denn mit zunehmender Steuerlast steigt auch die reale staatliche Förderquote und damit letztlich die effektive Rendite der Rürup-Rente.

Wer also ein richtig hohes Einkommen hat und dem Spitzensteuersatz von 42 Prozent nahekommt, sollte über eine Basis-Rente nachdenken.

Zusätzliche Informationen finden Sie im Internet www.bundesfinanzministerium.de

Rürup oder Riester?

Abhängig Beschäftigte können dagegen nicht die vollen 20 000 oder 40 000 Euro für ihre Rürup-Rente nutzen. Sie müssen davon den Betrag abziehen, den sie zusammen mit dem »Arbeitgeber« in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.

Erst vom Restbetrag berücksichtigt das Finanzamt dann in der Steuererklärung für dieses Jahr 72 Prozent als Sonderabgabe. »Arbeitnehmer« können also weniger Geld mit steuerlicher Förderung sparen als Selbstständige, die nicht Mitglied in der gesetzlichen Rentenversicherung sind.

Dieser Vorteil bei der privaten Altersvorsorge für Selbstständige war vom Gesetzgeber durchaus gewollt. Dazu hatte die rot-grüne Regierung Gerhard Schrö

ders ihr ursprüngliches Rentenkonzept ausgebaut. Bereits 2002 hatte Schröder die Rente teilweise privatisiert und die Riester-Rente eingeführt.

Erst 2005 folgte dann die Basis- oder Rürup-Rente. Ein Jahr später wurde noch einmal nachgebessert. Eine bislang ausgeschlossene Minderheit von Selbstständigen mit meist höherem Einkommen kam nun ebenfalls in den Genuss von Rürup, und die anfängliche Alleinstellung der Versicherungskonzerne als Vertriebskanal wurde beendet (mit dieser hatte die Politik die Assekuranz für den Wegfall des Steuerprivilegs bei Lebensversicherungen entschädigen wollen).

Doch seit 2007 dürfen auch Banken, Sparkassen und Investmentgesellschaften Rürup-Renten verkaufen. Zusätzlich zur neuen Basisrente bieten viele Gesellschaften (teure) Zusatzbausteine für Invalidität und Hinterbliebenenschutz an.

Selbst ohne mehr oder weniger sinnvolle Zusatzprodukte laufen aber nicht alle Rürup-Renten gleich gut: So haben Tests erhebliche Leistungsunterschiede ergeben. Dadurch erhält ein 30-jähriger Mann, der bis Fünfundsechzig jeden Monat 200 Euro einzahlt, je nach gewählter Versicherungsgesellschaft eine garantierte Rente von 462 oder von 541 Euro.

Auch bei diesem Finanzprodukt lohnt also der Vergleich verschiedener Angebote und unterschiedlicher Anbieter.
HERMANNUS PFEIFFER

Lesetipp
»Altersvorsorge für Selbstständige«. Den einfühlsam geschriebenen Ratgeber hat die freie Journalistin Isabell Pohlmann verfasst. »Einfach einsteigen«, beschreibt die Autorin das Motto ihres Buches (224 Seiten, 16,90 Euro im Buchhandel).

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