Dioxin jetzt auch im Schweinefleisch

Ministerin Aigner plant Warnplattform

  • Lesedauer: 2 Min.
Im Dioxin-Skandal gibt es die nächste Hiobsbotschaft: Auch in Schweinefleisch wurde ein zu hoher Giftwert entdeckt. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) wies Kritik der Opposition an ihrem Vorgehen im Dioxin-Skandal zurück.

Hannover/Berlin (dpa/ND). Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Erstmals ist Dioxin gestern auch in Schweinefleisch gefunden worden. Der Grenzwert wurde bei dem Tier aus dem niedersächsischen Landkreis Verden um die Hälfte überschritten. Es sei nicht auszuschließen, dass zu stark belastetes Schweinefleisch auf den Markt gekommen sei, warnte Kreisveterinär Peter Rojem. Zudem waren in mehreren Supermärkten der Region Hannover Eier eines wegen des Dioxin-Skandals vorsorglich gesperrten Hofes in den Handel gelangt. Ein Verbraucher hatte sich am Montag mit einer entsprechenden Eierpackung an die Polizei und die Behörden gewandt.

Bund und Länder wollen nach dem Dioxin-Alarm eine bundesweite Warnplattform für Lebensmittel einrichten, die EU erwägt schärfere Regeln für Futterproduktion. Die EU-Kommission hatte sich zuvor »enttäuscht« gezeigt nach einem Treffen mit Herstellern von Tierfutter-Bestandteilen zu Lehren aus dem Dioxinskandal in Deutschland. Die Branchenvertreter hätten bei dem Gespräch am Montagabend »keinen konkreten Vorschlag« zur Vermeidung weiterer Verunreinigungen von Tierfutter gemacht, sagte ein Kommissionssprecher am Dienstag in Brüssel. Aigner kündigte Konsequenzen für die Futtermittelhersteller an.

In den vergangenen Tagen waren nur in Proben von Eiern und Legehennenfleisch erhöhte Dioxinwerte gemessen worden. Proben bei Hähnchen, Putenfleisch und Kuhmilch wiesen zunächst keine Überschreitungen von Grenzwerten auf. Auf dem niedersächsischen Hof mit Dioxin im Schweinefleisch sollen nun 140 Tiere getötet werden. Bei einem zweiten Schweinemäster sei ein Tier entdeckt worden, dessen Belastung im Grenzbereich liege. Auf dem niedersächsischen Hof, bei dessen Schwein zu viel Dioxin im Fleisch gefunden wurde, wurde das Futter selbst zusammengemischt. Allerdings habe der Besitzer die Fettkomponente von Harles und Jentzsch aus Uetersen bezogen.

Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) wies Kritik an ihrem Vorgehen zurück. Ihre Vorschläge seien sehr konkret und alles andere als vage, betonte Aigner am Dienstag vor einer Sondersitzung des Bundestags-Verbraucherausschusses. Die Opposition hatten Aigner vorgeworfen, zu unkonkrete Maßnahmen vorzuschlagen.

Verbraucherschützer haben nach dem Dioxin-Skandal gefordert, Futtermittelbetriebe stärker zu überwachen. Es müssten mehr unabhängige Kontrolleure in die Unternehmen geschickt werden, sagte der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Gerd Billen, in Berlin.

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