Völkermord-Prozess zu Ruanda eröffnet

Ehemaliger Kommunalpolitiker angeklagt

  • Lesedauer: 1 Min.

Frankfurt am Main (epd/ND). Seit gestern muss sich ein ehemaliger Bürgermeister aus Ruanda vor dem Frankfurter Oberlandesgericht wegen Völkermords verantworten. Die Generalbundesanwaltschaft wirft dem heute 54-jährigen Onesphore Rwabukombe vor, im April 1994 in Ruanda drei Massaker befehligt und koordiniert zu haben. Dabei starben mindestens 3730 Menschen. Oberstaatsanwalt Christian Ritscher warf Rwabukombe in der Anklageschrift eine »führende Funktion« beim Genozid vor 17 Jahren in dem zentralafrikanischen Land vor. Als »Ungeziefer« habe der die Bevölkerungsgruppe der Tutsi »entmenschlicht«. Ziel der Tötung von landesweit mehr als 800 000 Zivilisten durch Hutu-Extremisten sei »letztlich die Auslöschung der Volksgruppe der Tutsi« gewesen.

Rwabukombe war Bürgermeister der Gemeinde Muvumba. Die Anklage macht ihn unter anderem für ein Massaker in Kabarondo verantwortlich: Dort hätten sich 1700 Tutsi in eine Kirche geflüchtet, als der Angeklagte Polizisten und Milizionäre zur Tötung dieser Menschen aufgefordert habe. 1360 Menschen seien gestorben. Nach einem Asylantrag hatte er in Deutschland Bleiberecht.

Die Anklage gegen Rwabukombe umfasst auch Mord sowie Anstiftung zu Völkermord und Mord. Für den Frankfurter Prozess sind 45 Verhandlungstermine angesetzt.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.