Hartz IV auf Pump

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Immer mehr Langzeitarbeitslose sind auf staatliche Kredite angewiesen. Einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« zufolge, mussten allein im vergangenen Jahr rund 200 000 Hartz-IV-Betroffene die Jobcenter um ein Darlehen bitten. Das sind 20 000 Kreditnehmer mehr als noch vor zwei Jahren. Ein Trend, der die politischen Entscheidungsträger nachdenklich stimmen sollte.

Der gestiegene Kreditbedarf ist eine direkte Folge der Hartz-IV-Reform. Mit ihr wurden 2005 die bis dato für Sozialhilfeempfänger vorgesehenen Einmalleistungen weitgehend abgeschafft. Der Regelsatz soll hoch genug sein, um davon Geld für außerplanmäßige Anschaffungen beiseite zu legen. Wenn also die Waschmaschine kaputt geht, dann müssen die Betroffenen tief in den Sparstrumpf greifen und die 400 Euro für eine neue Maschine selbst berappen. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das natürlich anders aus. Kaum jemand kann von seinem kargen Regelsatz nennenswerte Beträge ansparen. Der Regelsatz ist mit derzeit 359 Euro so niedrig, dass er seinem politisch vorgegebenen Anspruch, alle Leistungen abzudecken, nicht gerecht werden kann. Aus diesem Dilemma gibt es zwei Auswege: Entweder, die Bundesregierung führt die Einmalleistungen für alle Betroffenen wieder ein, oder aber der Regelsatz wird endlich so berechnet, dass er tatsächlich auch außerplanmäßige Bedarfe berücksichtigt. Allerdings spielt das Thema Regelsatz bei den derzeitigen Verhandlungen um die Hartz-IV-Reform kaum eine Rolle. So steht zu befürchten, dass bald noch mehr Langzeitarbeitslose um Kredit betteln müssen.

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