- Wirtschaft und Umwelt
- aufgefallen
Dauerstreit um Gentechnik
Naturschützer aus Gremien ferngehalten
Wer gegenüber den vermeintlichen Segnungen der Agrogentechnik skeptisch ist, lebt in Deutschland noch vergleichsweise unbehelligt von deren Produkten. In den USA etwa hat der schon bei seiner Berufung durch Präsident Barack Obama von Umweltaktivisten recht kritisch gesehene Landwirtschaftsminister Tom Vilsack inzwischen alle Vorurteile bestätigt. Nachdem bereits auf Millionen Hektar gentechnisch veränderte Soja-, Mais- und Baumwollpflanzen wachsen, sollen nun trotz abschlägiger Urteile von Bundesgerichten auch Zuckerrüben und Luzerne aus dem Labor dazu kommen. Unzureichende Umweltfolgeabschätzungen sah der Minister nicht als Hindernis.
Auch wenn das hiesige Gentechnikgesetz restriktiver ist als die Regelungen jenseits des Atlantik, kann man sich nicht beruhigt zurücklehnen. Denn offenbar blockieren mehrere Ministerien erfolgreich die Mitsprache der Naturschützer in der »Zentralen Kommission für die Biologische Sicherheit« (ZKBS), einem der wichtigsten Beratungsgremien zur Gentechnik. Seit fast genau einem Jahr gibt es einen Vorschlag der Naturschutzverbände für ihren Sachkundigen in der ZKBS, den Gentechnik-Experten Christoph Then aus München. Doch ebenso lange steht in der aktuellen Mitgliederliste der Kommission schlicht N.N. hinter Naturschutz. Der Deutschen Naturschutzring (DNR), Dachverband der Umweltorganisationen, klagt, dass die für die ZKBS zuständige Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner sich zwar für Then ausgesprochen habe, sich jedoch nicht gegen ihre Kollegen in den Ressorts Wirtschaft, Forschung und Gesundheit durchgesetzt habe. Zurecht vermutet DNR-Präsident Hubert Weinzierl hier wohl eine einseitige Parteinahme für die Gentechnik- und Agrarkonzerne. Und da nimmt es die Politik offenbar auch bei uns nicht so genau mit den eigenen Gesetzen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.