Bayreuther Staatsrechtler spricht in Guttenberg-Affäre von Betrug
"Wir sind einem Betrüger aufgesessen", sagte Lepsius, der seit 2002 in Bayreuth Professor für Öffentliches Recht und Staatslehre ist, der "FAZ". Er äußerte sich auch besorgt um den Ruf der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität, an der Guttenberg seine Doktorprüfung abgelegt hatte.
Er nehme mit zunehmender Besorgnis zur Kenntnis, wie in Folge der Diskussion um die Doktorarbeit Guttenbergs "das gesellschaftliche Ansehen der Wissenschaft Schaden zu nehmen droht", erklärte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Wolfgang Marquardt, am Freitag in Köln. Der Wissenschaftsrat berät die Bundesregierung in Fragen von Hochschulen, Wissenschaft und Forschung.
Die SPD warf Guttenberg Käuflichkeit vor. Die Rhön Klinikum AG hatte zuvor bestätigt, der Universität Bayreuth bis 2006 insgesamt rund 750.000 Euro zur Finanzierung eines Lehrstuhls an der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät überwiesen zu haben. Guttenberg, der an dieser Fakultät 2007 promoviert hatte, saß bis 2002 im Aufsichtsrat des Unternehmens, von dem seine Familie ein größeres Aktienpaket besaß. "Vielleicht hat auch deswegen die Universität vermieden, sich überhaupt zum Täuschungsversuch durch Herrn Guttenberg zu äußern", sagte SPD-Fraktionsvize Florian Pronold zu "Handelsblatt.online". Nach der Plagiats-Affäre bröckelt die Beliebtheit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Zwar bleibt er nach dem jüngsten ZDF-"Politibarometer" der beliebteste Politiker in Deutschland. Doch nachdem er seinen Doktortitel wegen der Verwendung fremder Texte ohne Hinweis verloren hat, führt er nur noch mit hauchdünnem Vorsprung vor Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
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