Schnellschuss

Heribert Bruchhagen steht nicht im Verdacht, Schnellschüsse abzufeuern. In mehr als acht Jahren als Vorstandschef bei Eintracht Frankfurt hat er nur einen Trainer entlassen – gestern Michael Skibbe. Aufgrund der sportlichen Entwicklung ein nachvollziehbarer Schritt.

Eine echte Überraschung ist dagegen Skibbes Nachfolger: Christoph Daum. Überraschend, weil der 57-Jährige eher in die Prä-Bruchhagen-Zeit passt, als die Eintracht als Skandalnudel verschrien war und mit Sprüche klopfenden Trainern regelmäßig an zu hoch gesteckten Zielen grandios scheiterte. Passend dazu Daums erste Worte. »Ich bin kein Feuerwehrmann, ich bin ein Konzept-Trainer«, sagt der, der die Eintracht vor dem Abstieg retten soll.

Langfristiges Konzept? Nachhaltigkeit? Als er den 1. FC Köln 2009 in die erste Liga geführt hatte, verließ er »seine große Liebe« für ein Millionenangebot aus Istanbul. Bekannt als großer Motivator, ist es gut möglich, dass ihm mit Frankfurt der Klassenerhalt gelingt. Doch eine Dauerbeziehung wird scheitern. »Das Riesenpotenzial«, das Daum sieht, ist in Frankfurt nicht da. Selbst der ruhige Skibbe zoffte sich darüber mit dem solide wirtschaftenden Bruchhagen. Im Fall Daum ist das Konfliktpotenzial ungleich höher. Ein Schnellschuss aus Verzweiflung.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal