Werbung

Fällt Laurent Blanc über Rassismusvorwürfe?

Skandal in Frankreich: Der Fußballverband und der Nationaltrainer wollten eine Migrantenquote

  • Emilio Rappold, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Nur zehn Monate nach dem WM-Fiasko von 2010 braut sich über Frankreichs Fußball erneut ein schwerer Sturm zusammen. Nationaltrainer Laurent Blanc (Foto: AFP) wird der Diskriminierung junger Nachwuchsspieler beschuldigt. Ausgerechnet der »Saubermann«, der »Les Bleus« mit zuletzt sechs Siegen in Serie wieder stark gemacht hatte, steht jetzt Rassismusvorwürfen augesetzt. Immer mehr Franzosen fordern die Entlassung des 45-Jährigen. »Wenn Blanc verwickelt ist, muss er natürlich gehen«, sagt etwa kein Geringerer als der farbige Rekordnationalspieler Liliam Thuram, 1998 Kollege von Blanc im siegreichen WM-Team der »Équipe tricolore«.

Der Skandal war vorige Woche von einem Bericht der Internetzeitung »Mediapart« ausgelöst worden. Demnach plante der Französische Fußballverband FFF die Einführung einer Quote von höchstens 30 Prozent für Spieler mit afrikanischem Migrationshintergrund für die Sportschulen und Trainingszentren im Land. Das Projekt, das für Jugendliche ab 13 Jahren gelten sollte, sei bei einem »geheimen Treffen« im November erarbeitet worden. Blanc sagte dem Portal: »Bin total dafür«.

Der Technische Direktor des FFF, François Blaquart, wurde am Samstag mit sofortiger Wirkung suspendiert. Er hatte die Pläne indirekt eingeräumt: »Unser Problem sind nur die Spieler mit doppelter Nationalität«, die der Nationalelf den Rücken kehren und für die Auswahl ihres Herkunftslandes spielen könnten. Auch Blanc hatte dies schon ein »schlimmes Problem« genannt. Gemeint sind Profis wie der derzeit beste Liga-Torjäger Moussa Sow vom OSC Lille, der für Senegal kickt.

Nicht nur Thuram und die Fußballwelt reagierten bestürzt. »Inakzeptabel, blöd, erschreckend«, sagte die Vorsitzende der Sozialistischen Partei, Martine Aubry. Kritik kam auch aus anderen Parteien. Sportministerin Chantal Jouanno kündigte sogar an, dass eine Anrufung der Justiz nicht ausgeschlossen sei, »sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen«. Am Dienstag begannen in Paris zwei Untersuchungen, die jeweils vom Verband FFF sowie vom Sportministerium geführt werden.

Blanc nahm unterdessen Reißaus. Nachdem er am Freitag noch von einer »Lüge« gesprochen und sich am Samstag für »eventuelle Missverständnisse entschuldigen« wollte, tauchte er im Norden Italiens unter. Ein Rücktritt ist nicht ausgeschlossen: »Er ist sehr betroffen«, räumte FFF-Präsident Fernand Duchaussoy ein.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal