Kölscher Widerstand gegen »Pro Köln«

Rechte sollen nicht in Ruhe marschieren können

  • Marcus Meier, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.
»Für mehr Demokratie, Meinungs- und Versammlungsfreiheit« – auf den ersten Blick durchaus sympathische Forderungen. Doch sie werden von der rechtspopulistischen »Bürgerbewegung pro Köln« gestellt, die am Sonnabend in Köln marschieren will.

Es soll ein »Marsch für die Freiheit« werden, den die »Pros«, so wie in beinahe jedem Jahr, in der Domstadt planen. Dass sie primär für ihre Demonstrations-»Freiheit« protestieren wollen, hat Gründe. Bei den bisherigen Aufmarschversuchen der »Bürgerbewegung pro Köln« kamen die Rechtspopulisten nicht weit voran. Denn der Widerstand ist in Köln bunt und entschlossen: Wirte (»Kein Kölsch für Nazis«) und bunt Behaarte, Kölschrocker und Karnevalsgrößen, einfache Bürger und hohe Tiere – sie alle pflegen sich zu versammeln, um die »Pro«-Bewegung in die Schranken zu weisen.

Meist sind sie dabei erfolgreich. So wurde ein geplanter »Anti-Islam-Kongress« im September 2008 von zehntausenden Kölnerinnen und Kölnern verhindert, die schlicht die Innenstadt mit Straßenblockaden und Musikbühnen dicht machten. Für die rechten Islamfeinde war kaum ein Durchkommen. Im Jahr darauf konnte eine ähnliche Aktion nicht gänzlich verhindert werden. Doch blieb die Zahl der »Kongress«-Teilnehmer gering. Manch einer behauptet schon, der jährliche Aktionstag gegen »Pro Köln« sei mittlerweile der dritthöchste kölsche Feiertag – nach dem Rosenmontagszug der Jecken und der Christopher-Street-Day-Parade der Schwulen, Lesben und Transgender-Kölner.

Gleichwohl, von nichts kommt nichts. Und so läuft die Mobilisierung auf vollen Touren. »Wir stellen uns quer – Kein Rassismus bei uns in Köln! Köln ist bunt – nicht braun!«, ist ein Aufruf überschrieben, der von Gewerkschaftern, den lokalen Parteien links der CDU und auch dem Oberbürgermeister Jürgen Roters unterstützt wird.

»Wir dulden keinen Marsch der Rechten in die Innenstadt«, heißt es in dem Aufruf. Gemeinsam wolle man sich »der Hetze in den Weg« stellen und »die Grundrechte unserer Gesellschaft« verteidigen. Treffpunkt der gemäßigten Antifaschisten ist die Frankenwerft in der Nähe der Deutzer Brücke. Dort, links des Rheins, will man sich um 11.30 Uhr versammeln, während die Rechten sich rechtsrheinisch treffen und die Polizei die Deutzer Brücke in der Mitte absperren will.

Näher an die Rechten herankommen, will ein Bündnis unter dem Motto »Aufstehen – Hinsehen – Dazwischengehen. Rassistische Hetze verhindern!«. Kundgebungen sind am Hauptbahnhof und im Stadtteil Deutz an der Siegburgstraße, Ecke Arminiusstraße angemeldet. Sie beginnen um 10 Uhr und werden »als Ausgangspunkt für Gegenaktivitäten« beworben.

Einen Mangel an Durchhaltevermögen kann man den angebräunten »Pro-lern« um den Leverkusener Rechtsanwalt Markus Beisicht nicht vorwerfen. Auf der »Pro Köln«-Webseite heißt es: Köln werde am Samstag »einen der größten Polizeieinsätze seiner Geschichte und eine spektakuläre Demonstration erleben«. Letztere sorge »für starke Emotionen auf allen Seiten«.

Starke Emotionen? Kein Wunder: Die »Pro«-Bewegung ist ein regionales Erfolgsmodell. 2004 zog »Pro Köln« mit 4,7 Prozent der Stimmen erstmals in den Stadtrat ein. Bei der NRW-Kommunalwahl 2009 zogen »Pro«-Vertreter auch in weitere Stadträte ein.

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