Tunesien in Uganda

Kommentar von Mattes Dellbrück

  • Lesedauer: 1 Min.

Seit 25 Jahren hat Yoweri Museveni in Uganda die Macht und ließ die Verfassung ändern, damit das bis zum Ende seiner Tage so bleiben möge. Am Donnerstag wurde er für fünf weitere Jahre vereidigt. Die Wahlkommission hatte den einstigen Guerillaführer mit 68 Prozent der Stimmen zum Wahlsieger erklärt, doch beklagte die Opposition umgehend Stimmenkauf und Einschüchterung. Wie wenig Museveni selbst an diese Mehrheit glaubt, zeigt sich seitdem. Bei Kundgebungen wurden mindestens neun Menschen getötet; gestern beherrschte ein Großaufgebot von Polizei und Militär die Straßen der Hauptstadt Kampala, um Proteste schon im Keim zu ersticken. Erst kurz vor der Vereidigung durfte Oppositionsführer Kizza Besigye, der wichtigste innenpolitische Rivale Musevenis, in seine Heimat zurückkehren. Er war bei einer Demonstration gegen die Regierung verletzt und in Kenia behandelt worden. Doch er will weitermachen und den Widerstand gegen die drastisch gestiegenen Lebenshaltungskosten verstärken. Die gestrigen Festlichkeiten sollen das ausgepowerte Land über eine Million Dollar kosten. Kein Wunder, dass Besigyes Ankündigung, Uganda in ein zweites Tunesien zu verwandeln, immer mehr Unterstützung findet – und einen der dienstältesten afrikanischen Herrscher immer nervöser werden lässt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal