Zwei Wahrheiten

Kommentar von Hans-Dieter Schütt

  • Lesedauer: 1 Min.

US-Journalisten fordern verstärkt die Veröffentlichung jener Videos, die Bin Ladens Tötung dokumentieren. Washington weigert sich weiter. Zu abstoßend sind Bilder, bei denen der Krieg Regie führt? Dem Publikum nicht zumutbar, was Kameras im Gräuel dokumentieren?

Das moralische Bedenken der politischen und militärischen Führung wird mit einem Ton vorgetragen, der Pietätsbewusstsein erheischt. Als erledige sich mit diesem Ton der Verdacht, Osama bin Laden sei möglicherweise grausam liquidiert worden.

Kommt Zeit, kommt Durchschlupf. Bislang konnte ein Mensch nicht grausam genug zugerichtet sein, um irgendwann nicht doch öffentlich zu werden. Ob nun als Kronzeuge oder Kitzel. Mag der Aufklärungsdrang an verschlossenen Archiven bohren und bohren – er wird Durchbrüche schaffen, auch wenn er dabei auf seine eigene Tragik stößt: Wahrheit setzt sich kaum noch als bewusste Erfüllung eines ethischen Auftrags durch, sondern wohl eher als Objekt einer übermächtigen Unterhaltungsindustrie. Die Bilder sehen will, die keiner sehen kann. Und die deshalb Furore machen.

Bitteres wie verlässliches Phänomen aller Aufklärung: Etwas wird erhellt, aber etwas Dunkles kommt dabei auch immer ans Licht.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -