Keine Prüfung

Standpunkt von Reimar Paul

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Stresstests für die Atomkraftwerke waren von Beginn an Theater. In sechs Wochen lassen sich deren Schwachstellen nicht ernsthaft überprüfen. Die Reaktorsicherheitskommission (RSK) hat sich zudem auf schriftliche Auskünfte der Atomkonzerne verlassen. Bewertet wurden die Antworten durch die betreibernahen TÜVs. Einen tatsächlichen Stresstest hat es also gar nicht gegeben.

Die Befragung war zudem begrenzt auf Ereignisse wie Erdbeben, Hochwasser oder Flugzeugabstürze. Ausgeblendet blieben Szenarien, die sonst bei Sicherheitsüberprüfungen im Vordergrund stehen – auch die spätestens seit Fukushima hoch brisante Frage, ob bei einer Kernschmelze die massive Freisetzung von Radioaktivität verhindert werden kann.

Die angeblich neue Erkenntnis der RSK, dass kein deutsches AKW dem Absturz eines großen Verkehrsflugzeugs standhält, ist in Wirklichkeit zehn Jahre alt. Ein nach den Anschlägen vom 11. September 2001 von der damaligen rot-grünen Bundesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten kam genau zu demselben Ergebnis. Das von Jürgen Trittin geführte Umweltministerium hielt die Studie seinerzeit unter Verschluss.

Die Sicherheitsmängel nicht nur der acht abgeschalteten AKW waren schon bekannt, bevor die RSK zu prüfen anfing. Deswegen könnte die dauerhafte Stilllegung der Meiler auch ohne Stresstest gut begründet vollzogen werden. Ein entsprechender politischer Wille wäre allerdings Voraussetzung.

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