Erst Mondfinsternis, dann Sommersonnenwende

SONNE, MOND UND STERNE IM JUNI: Kürzeste Nacht des Jahres ist in Stuttgart eine Stunde länger als in Hamburg

  • Hans-Ulrich Keller
  • Lesedauer: 4 Min.

Der Juni beschert uns ein kosmisches Schattenspiel. Am 15. ereignet sich eine totale Mondfinsternis, die in ihrer zweiten Hälfte von ganz Deutschland aus zu sehen ist – wenn der Himmel klar ist. Alles in allem dauert sie vier Stunden und vierzig Minuten.

Der Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde (für uns noch unsichtbar) erfolgt um 20.23 Uhr. Die Totalität beginnt um 21.22 Uhr, wenn der Mond vollständig in den Kernschatten eingedrungen ist. Um diese Zeit geht der Mond über Deutschland gerade auf: in Hamburg um 21.43 Uhr, in Berlin um 21.23 Uhr, in Leipzig und Stuttgart um 21.20 Uhr und in Köln erst um 21.40 Uhr.

Der verfinsterte, rötlich schimmernde Mond wird erst allmählich sichtbar, wenn er höher und höher steigt. Um 23.03 Uhr endet die Totalität. Unser Nachbar im All beginnt sich aus dem Kernschatten herauszuschieben. Drei Minuten nach Mitternacht tritt der Erdtrabant völlig aus dem Kernschatten.

Bereits am 1. Juni tritt um 23.03 Uhr die Neumondphase ein. Dabei schiebt sich der dunkle Neumond teilweise vor die Sonne und verdeckt sie zum Höhepunkt zu rund fünfzig Prozent. Diese partielle Sonnenfinsternis ist allerdings von Europa aus – mit Ausnahme der nördlichsten Gebiete von Skandinavien – nicht zu beobachten.

Als einziger heller Planet beherrscht Saturn die erste Nachthälfte. Mit Einbruch der nun spät einsetzenden Dunkelheit steht er schon hoch im Süden. Der Ringplanet pirscht sich langsam an den Jungfraustern Porrima heran, erreicht ihn aber nicht. Denn am 14. beendet er seine rückläufige Wanderung und kommt zum Stillstand. Anschließend entfernt er sich wieder rechtläufig von Porrima. Damit beendet Saturn seine Oppositionsperiode.

Am Morgenhimmel kann Jupiter gesehen werden. Der Riesenplanet strahlt hell am Osthimmel. Er wandert durch das Sternbild Fische und wechselt am 7. in den Widder. Der abnehmende Mond zieht am 26. weit nördlich am Jupiter vorbei – eine auffällige Konstellation am Himmel.

Venus beendet ihre Morgensternperiode und zieht sich vom Morgenhimmel zurück. Die extrem schmale Sichel des abnehmenden Mondes kann man gegen 5 Uhr morgens am 30. Juni nahe Venus erspähen. Um Venus und Mond in der bereits hellen Morgendämmerung zu erkennen, kann ein Fernglas gute Dienste leisten.

Mitte Juni überholt Merkur die Sonne. Er hält sich somit am Taghimmel auf und bleibt nachts unsichtbar unter dem Horizont. Mars lässt sich noch nicht am Morgenhimmel blicken. Er verlässt am 12. das Sternbild Widder und dringt rechtläufig in das Sternbild Stier ein.

Pluto, prominentester Zwergplanet, kommt am 28. im Sternbild Schütze in Opposition zur Sonne. Ihn trennen von der Erde an diesem Tag 4643 Millionen Kilometer, eine Strecke die das Licht in vier Stunden und 18 Minuten überbrückt. Wegen seiner großen Entfernung ist Pluto so lichtschwach, dass man ihn nur in leistungsfähigen Teleskopen im Gewimmel tausender Milchstraßensterne ausmachen kann.

Nach Einbruch der Dunkelheit befindet sich der Große Wagen hoch im Südwesten, während man das Himmels-W, die Kassiopeia, nahe dem Nordhorizont suchen muss. In der westlichen Himmelshälfte ist noch das Frühlingsdreieck mit den drei hellen Sternen Arktur im Bootes, Regulus im Löwen und Spica in der Jungfrau zu sehen. Vor allem Arktur funkelt in einem orangenen Licht auffällig.

Den Osthimmel nimmt das Sommerdreieck ein. Es setzt sich aus den drei hellen Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zusammen. Die Wega ist fast gleich hell wie Arktur, sendet aber ein bläulich-weißes Licht aus. Tief im Süden passiert die Waage die Mittagslinie. Ihr folgt das leicht erkennbare Sternbild Skorpion mit dem hellen, tiefroten Hauptstern Antares. Er ist eine rote Überriesensonne in rund 600 Lichtjahren Entfernung. Antares ist so groß, dass unsere Sonne samt Erdbahn in seinem Gasleib Platz hätte.

Meteorologisch gesehen beginnt der Sommer mit dem 1. Juni. Präzise zu definieren (prognostizieren), was damit wettermäßig beginnt, ist allerdings nicht möglich. Der astronomische Sommerbeginn indes lässt sich exakt angeben. Er tritt ein, wenn die Sonne den Gipfelpunkt ihrer Jahresbahn erreicht. Dieser Sommerpunkt liegt im Sternbild Stier und markiert gleichzeitig den Beginn des Tierkreiszeichens Krebs.

Die Sonne passiert den Sommerpunkt am 21. Juni um 19.16 Uhr. Anschließend steigt sie nicht mehr höher sondern sinkt zum Himmelsäquator hinab, weshalb man von Sommersonnenwende spricht oder auch vom Wendekreis des Krebses.

Zu Sommerbeginn erleben wir in unseren Breiten den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. In Hamburg dauert die kürzeste Nacht sechs Stunden und 57 Minuten, in Stuttgart sieben Stunden und 50 Minuten.

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