PLATTENBAU

  • Thomas Grossman
  • Lesedauer: 3 Min.

Das 1977 veröffentlichte Album »Rumours« der britisch-amerikanischen Rockgruppe Fleetwood Mac verkaufte sich bis heute sagenhafte 40 Millionen Mal. Doch gab es innerhalb der Band damals jede Menge Intrigen, Affären und Exzesse: Die sechsjährige Beziehung zwischen der kleinen hübschen Sängerin Stevie Nicks und dem genialen Gitarristen Lindsey Buckingham war gerade zu Ende gegangen – sie tauschten nur noch Beleidigungen untereinander aus. Auch Bassist John und Sängerin Christine McVie, seit acht Jahren verheiratet, kommunizierten nur noch über ihre Scheidungsanwälte. Drummer Mick Fleetwood ließ sich gerade scheiden und fing, um alles noch zu verkomplizieren, eine Affäre mit Stevie Nicks an. Gleich mehrere Mitglieder der Band schrieben Lieder, die all dies, gleich einem Tagebuch, auf »Rumours« schildern.

Ziemlich doll trieb es damals und in der folgenden Zeit Stevie Nicks. Die Pop-Elfe, von ihrer Kollegin Christine McVie als »ein intelligentes, sehr humorvolles, sehr direktes und zähes kleines Ding« beschrieben, gab sich dem Lebensstil der Berühmten und Reichen hin. Sie trug Stiefel mit riesigen Absätzen, bunte Schals und teure Juwelen. Sie hatte eine Affäre mit Don Henley von den Eagles, fiel bei einem Konzert von der Bühne und musste wegen ihrer Kokainsucht in eine Klinik. An dem Tranquilizer Klonopin ging sie fast zugrunde.

Parallel zu Fleetwood Mac begann sie Anfang der 1980er Jahre eine erfolgreiche Solo-Karriere. Mit gelungenen Pop-Perlen schaffte sie es immer wieder ins Radio. 1983 nur wenige Monate verheiratet, entschied sie sich künftig gegen Ehe oder gar Kinder – ihre Karriere hatte Vorrang. Und diese Rechnung ist aufgegangen: sie wurde ein beliebter Rock-Star, Vorbild für Generationen weiblicher Musiker.

Nach langen zehn Jahren hat Nicks (63) nun wieder eine Platte – »In Your Dreams« – veröffentlicht, ihr siebentes Studio-Album. Darauf findet sich vor allem jede Menge Pop. Der Opener »Secret Love« stammt noch aus den »Rumours«- Tagen, die Textvorlage von »Annabel Lee« hat einst Edgar Allan Poe verfasst und den Blues »Soldier's Angel« singt Nicks gemeinsam mit ihrem Fleetwood-Mac-Kollegen Lindsey Buckingham.

Dave Stewart, einst bei der beliebten Band The Eurythmics, hat das meiste – glatt und poppig – produziert. An sieben Songs hat er sogar mitgeschrieben. Dazu Nicks: »Jeder brachte etwas ein, was der andere nicht hatte – so ich Bücher voll mit meinen Gedichten und Dave tausende von Akkorden.«

Leider hatte Stewart dabei nicht immer eine glückliche Hand. Auch die Songs, die Nicks alleine schrieb, sind musikalisch nicht immer überzeugend. Vor allem im Vergleich zum Vorgänger-Album »Trouble In Shangri-La« merkt man die Diskrepanz: einiges klingt ideenlos, die catchy Melodien fehlen manchmal. Am schönsten ist noch der Song »Italian Summer«, den Nicks 2009 im Urlaub in Italien schrieb und der vom Übergang des Sommers in den Herbst erzählt. Vielleicht eine Metapher für das Älterwerden.

Steve Nicks: In Your Dreams (Warner)

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