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Mystisches im Krabat-Dorf

Im sächsischen Schwarzkollm ist zum Deutschen Mühlentag ein Stück Legende erlebbar

  • Carsten Hoefer, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Jurij Brezan und Otfried Preußler haben die Krabat-Sage für ein Millionenpublikum aufgeschrieben. Sogar verfilmt wurde die zauberhafte Geschichte aus der Lausitz. In Schwarzkollm lässt sich zum Deutschen Mühlentag ihre Mystik nachvollziehen.

Schwarzkollm. »Komm nach Schwarzkollm, zur Schwarzen Mühle« – dieser Aufforderung folgen längst viele Anhänger der Krabat-Legende. Die bekannteste Figur aus der sorbischen Sagenwelt animierte den Schriftsteller Otfried Preußler zu einem seiner erfolgreichsten Werke. Nach seiner literarischen Vorlage kam 2008 »Krabat« als Film in die Kinos. Seither spürt der kleine Ort unweit von Hoyerswerda in Sachsen enorm mehr Zuspruch.

»Das hat einen Schub gebracht«, erzählt Tobias Zschieschick, kann es aber nicht mit Zahlen belegen. Er ist stellvertretender Vorsitzender des rührigen Vereins, der am Ortsrand von Schwarzkollm die »Krabat-Mühle« entstehen lässt. Der Erlebnishof liegt ganz in der Nähe der Stelle, wo die Schwarze Mühle gestanden haben soll. Der Legende nach ging der Waisenjunge Krabat dort beim Schwarzen Müller in die Lehre. Zusammen mit elf Gesellen lernte er im Koselbruch das Zauberhandwerk. Preußlers preisgekrönter Jugendroman verhalf der Geschichte aus der sorbischen Lausitz zu Ruhm. Das 1971 erschienene Werk wurde immerhin in 31 Sprachen übersetzt. Schon 1968 hatte Jurij Brezan die Krabat-Erzählung »Die Schwarze Mühle« geschrieben, später folgten zwei Krabat-Romane.

10 000 Quadratmeter

Nun hat offensichtlich auch der Film dazu beigetragen, dass es zunehmend Touristen aus dem ganzen Bundesgebiet und sogar aus dem Ausland nach Schwarzkollm zieht. Knapp zwei Millionen Besucher sahen »Krabat« in den deutschen Kinos, berichtet Holm Große, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien. »Damit wuchs das bereits bestehende Interesse für den Ursprungsort der Krabat-Sage natürlich gewaltig.« Der Krabat-Verein erwarb am Koselbruch ein etwa 10 000 Quadratmeter großes Gelände, das sich seit 2006 sichtlich verwandelt hat, anfangs maßgeblich durch ehrenamtliches Engagement.

Beim Bau des Gesindehauses etwa halfen frei reisende Wandergesellen aus ganz Deutschland. Später kam ein Laubengang hinzu, mit der Schwarzen Kammer im Turm für magische Lesungen und Workshops. In den vergangenen zwei Jahren konnte der Verein schließlich die Schwarze Mühle mit Fördermitteln errichten lassen.

Das Gebäude wirkt urig, mystisch, robust, wie wohl auch das Original gewesen sein mag. Eine Fachwerkscheune aus der Umgebung wurde dazu nach Schwarzkollm umgesetzt, der Mühlenturm mit meterdicken Mauern und dem mächtigen Wasserrad aus Lärchenholz angebaut, berichtet Zschieschick. Die Mahltechnik besorgte sich der Verein aus zwei alten Mühlen in Ostsachsen und Brandenburg.

Am Pfingstmontag, dem Deutschen Mühlentag, wird die Technik nun offiziell in Betrieb genommen. Getreide soll zwar aus hygienischen Gründen vorerst nicht darin gemahlen werden. »Zunächst war es unser Ziel, die Mühle zum Laufen zu bringen«, sagt Zschieschick. Besucher werden dabei nicht nur Wasserrad, Mahlsteine, Rüttelschuh und Räderwerk in Bewegung sehen.

Durch den Zauberwald

Schwarze, von Hand beschlagene Holzwände, Lampen, Krüge, Holzeimer und Sitzbänke konnte sich der Verein unter anderem kostenlos aus Bottrop (Nordrhein-Westfalen) holen, wo Innenaufnahmen für »Krabat« im Studio gedreht worden waren. »Das hat uns unheimlich geholfen, um die Authentizität zu erhöhen«, erzählt der Vizevereinschef. Die Atmosphäre des 17. Jahrhunderts, in dem die Handlung der Krabat-Sage spielt, konnte damit viel besser nachempfunden werden.

Derweil wird am Koselbruch kräftig weitergebaut, etwa an einer Mühlenscheune für Veranstaltungen und Busgesellschaften. Neben dem Haus des Müllers, Trachtenhaus und Töpferwerkstatt ist zudem ein Erlebnispfad durch den Zauberwald geplant.

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