Frommer Wunsch
Kommentar von Antje Stiebitz
Frauen genießen weltweit mehr Rechte als je zuvor, besagt der erste Bericht der relativ neuen UN-Frauenorganisation. Anlass zur Freude, denkt frau zunächst. Doch der zweite Satz dämpft die Euphorie. Frauen seien immer noch Opfer von Diskriminierung und Gewalt, insbesondere im privaten Bereich. Der Bericht zeigt vor allem, dass sich Frauen in einem erstaunlichen Spannungsfeld bewegen.
Neben Ländern, in denen das Frauenwahlrecht als selbstverständlich gilt, gibt es Länder – wenn auch nur wenige –, in denen es Frauen nicht erlaubt ist zu wählen, wie in Saudi-Arabien und Brunei. Wurde Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland 1997 strafbar, hat sie in 127 Ländern bis heute keine rechtlichen Konsequenzen. Laut UN-Studie leben Frauen zwischen zwei weiteren Polen. Sie gewinnen zwar an Rechten und Einfluss , doch sind sie im privaten Bereich weiterhin Opfer von Gewalt. Da reicht ein Blick auf deutsche Statistiken: Laut Familienministerium wird jede vierte Frau zu Hause misshandelt. Rund 40 000 Frauen suchen jährlich Zuflucht in Frauenhäusern.
»Die Gleichberechtigung der Geschlechter muss gelebte Realität werden«, sagt Michelle Bachelet, Vorsitzende der UN-Frauenbehörde. Ein frommer Wunsch. Doch es wäre zu wünschen, dass er sich endlich erfüllt.
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