Deutsche Verantwortung

Kommentar von Wolfgang Hübner

  • Lesedauer: 1 Min.

Dass Russlands Regierungschef Wladimir Putin mit dem deutschen Einheitspreis Quadriga ausgezeichnet werden soll – für seine Verdienste um die deutsch-russischen Beziehungen –, darf man kritisieren. Man kann und soll auf demokratische Defizite in Russland hinweisen; und man liegt wohl nicht falsch mit der Annahme, dass der Preis Russlands alten und womöglich neuen Präsidenten und Herrn über Erdgas und Erdöl bei Laune halten soll. Manche jetzt geäußerte politische Empörung klingt da ziemlich scheinheilig.

Der Chefredakteur des Berliner »Tagesspiegels« schoss gestern in einem Rundfunkkommentar eine scharfe Breitseite gegen Putin und seine deutschen Preisverleiher. Dabei bedachte er Putin in kurzer Folge dreimal mit NS-Vergleichen: Er sorge für innere Stabilität wie seinerzeit Hitler, er sei der Grödaz (Größter Demokrat aller Zeiten), Russlands Polizei arbeite mit Gestapo-Methoden. Wir erleben ja in diesen Wochen am Beispiel der Linkspartei eine intensive gesellschaftliche Debatte über politische Verantwortung, die aus deutscher Geschichte erwächst. Am Beispiel des »Tagesspiegels« lässt sich ergänzen: 27 Millionen Sowjetbürger, vor allem Russen, verloren im von Deutschland entfesselten zweiten Weltkrieg ihr Leben. Auch da hat Deutschland bis heute eine Verantwortung.

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