Künast hat kaum Chance

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(dpa). Die Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast hat nach Ansicht eines Wahlforschers kaum Chancen, die Berliner Wahl am 18. September zu gewinnen. »Nach allen jetzt bekannten Fakten glaube ich persönlich, dass die SPD erneut die stärkste Partei werden wird«, sagte Prof. Oskar Niedermayer von der Freien Universität Berlin der dpa. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sei so beliebt, dass es generell für jeden Herausforderer extrem schwierig sei, ihn abzulösen. »Solange Wowereit kandidiert, kann ihm niemand gefährlich werden, solange er keine dramatischen Fehler macht«, sagte der Wahlforscher.

Die ursprünglichen Sympathiewerte für die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag im vergangenen Herbst seien überhöht gewesen, sagte Niedermayer. »Den Grünen ist es da vor der offiziellen Kandidatur von Künast sehr geschickt gelungen, einen mächtigen Medienhype und einen Spannungsbogen über mehrere Monate zu erzeugen«, sagte der Politologe. Im Moment ihrer Nominierung sei dieser Spannungsbogen zusammengebrochen.

Zudem habe Künast mit ihren ersten berlinspezifischen Äußerungen zum Hauptstadtflughafen oder zu Tempo-30-Zonen Fehler gemacht, wodurch sie deutlich Sympathien eingebüßt habe, sagte Niedermayer. Auch die kürzliche Alkoholfahrt ihres Wahlkampfmanagers habe den Grünen geschadet. Künast müsse deutlich machen, »mit welchen berlinspezifischen Themen sie inhaltlich verbunden ist, und sie muss diese glaubwürdig rüberbringen«, empfahl Niedermayer. Dazu zähle natürlich der Marken- und Identitätskern der Grünen: Umwelt und Atomausstieg. Das hätten die Grünen mit ihrem Ziel, Berlin zur Klimahauptstadt zu machen, schon aufgegriffen. »Doch das darf nicht das einzige Thema sein. Künast hat ihre Programmatik schon erweitert und geht stark auf die Wirtschaft zu«, sagte Niedermayer.

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