Schweißnasse Hände, aber total happy

ICH HAB'S EINFACH MAL PROBIERT: Am Steuer einer Boeing 737 von München nach Innsbruck

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 3 Min.

Meinem normalerweise etwas mulmigem Gefühl beim Starten und Landen kann ich mich diesmal beim besten Willen nicht widmen. Dafür habe ich heute wirklich keine Nerven. Weil: Ich muss mich konzentrieren – aufs Fliegen. Aufs Selberfliegen! All die vielen Knöpfe, Hebel, Schalter, Lämpchen und Anzeigetafeln im Cockpit der Boeing 737 (Foto: privat) wollen schließlich beherrscht sein. Zum Glück wissen die 150 Menschen in der Maschine nicht, wer sie gleich von München nach Innsbruck fliegen wird. Ich mag mir die Panik gar nicht vorstellen, die sie erfassen würde, wenn ich ihnen jetzt ganz cool mitteilen würde: »Guten Morgen, liebe Fluggäste. Hier spricht ihr Kapitän. Unsere Flugzeit nach Innsbruck wird etwa 25 Minuten betragen. Ich hoffe, sie haben einen angenehmen Flug. Und im Übrigen: Ich bin noch nie selbst geflogen und habe keine Ahnung, wofür all die Geräte im Cockpit zu verwenden sind.«

Muss ich aber auch gar nicht, dafür habe ich ja meinen Co-Piloten Bastian Landgraf. Schließlich hat er mir gerade gesagt, dass sich der Kapitän voll aufs Fliegen zu konzentrieren hat. Soll er sich doch um die Schalter und Knöpfe, Elektronik, Treibstoffpumpen, Triebwerksanzeigen, das Wetterradar und all das andere kümmern, auf das ich, wie ein Schwein ins Uhrwerk schaue. Bastian hat mich zwar vor dem Start in die Technik eingewiesen, nur, wer soll sich das alles merken. Sei's drum, es wird schon gutgehen. Und wenn alles schief läuft, wird der 24-Jährige eingreifen, schließlich hat er eine Top-Pilotenausbildung absolviert, mach ich mir Mut.

Als vom Tower die Starterlaubnis kommt, löse ich die Bremsen, rolle langsam los, trete in die Pedale, und versuche so, die Maschine geradeaus zu halten – ist gar nicht so leicht, sie schlingert ganz schön hin und her. »Jetzt«, sagt der Co-Pilot, und meint, nun solle ich das Flugzeug hochziehen. Ich bewege das Steuer zum Köper hin, die Boeing reckt die Nase in die Luft und steigt und steigt. Unten ist der Münchener Flughafen zu sehen – wow, was für ein toller Blick aus der Pilotenkanzel! Leider bleibt keine Zeit, sich daran zu ergötzen, denn gleich, in 1500 Fuß Höhe, muss ich eine Rechtskurve fliegen und weiter auf 10 000 Fuß steigen. Dann endlich kann bis zum Landeanflug der Autopilot übernehmen und wir können die Landschaft genießen. Rechts unten rückt der Chiemsee ins Bild, dann geht's hinein ins schmale Inntal, rechts und links türmen sich die Berge auf – ein fantastisches Stückchen Erde! Für Piloten allerdings ist diese Route eine ganz besondere Herausforderung. Wer Innsbruck anfliegen will, muss zuvor eine spezielle Zusatzausbildung absolvieren. Warum, zeigt sich wenige Minuten später, als die Landebahn ins Blickfeld rückt – von Bergen eingerahmt, mit zwei Kilometern nur halb so lang wie die in München. Damit die Maschine am Ende der Piste auch steht, muss man eine Punktlandung hinlegen – was ich gleich versuchen werde: Autopilot aus, Landeklappen auf, Fahrwerk ausfahren, Richtung und Höhe korrigieren, aufsetzen, Umkehrschub rein, abbremsen, ausrollen. Endlich steht die Maschine. Die Hände kleben schweißnass am Steuer, das Herz schlägt bis zum Hals, aber ich bin total happy. So ein Flugsimulator ist doch eine tolle Sache!

Wer Lust bekommen hat, es selbst mal auszuprobieren, bei iPILOT auf dem Münchener Flughafen, in Großbeeren bei Berlin, in Dresden und London kann der Traum vom Fliegen wahr werden. Wohin auch immer Sie wollen, nach einer kurzen Einführung durch einen echten Piloten heißt es »Ready for Takeoff«, und Sie heben für 30 Minuten (69 Euro) oder eine Stunde (129 Euro) ab. Nur (richtig) fliegen ist schöner!

Mehr Infos und Buchung unter: www.flyiPILOT.de

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