Proteste gegen Naziaufmarsch in Bad Nenndorf

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.

Dem niedersächsischen Kurstädtchen Bad Nenndorf steht am Wochenende wieder unschöner Besuch bevor: Neonazis wollen heute, wie schon in den vergangenen Jahren im August, einen »Trauermarsch« zum örtlichen Wincklerbad durchführen. Die Stadtverwaltung rechnet mit bis zu 1000 Teilnehmern. Im Wincklerbad hatte die britische Armee von 1945 bis 1947 ein Verhörzentrum eingerichtet, in dem es auch zu Misshandlungen kam.

Nazigegner wollen die Nazis zumindest nicht störungsfrei marschieren lassen und haben ihrerseits mehrere Kundgebungen und andere Aktionen angekündigt. Die meisten davon werden von dem Bündnis »Bad Nenndorf ist bunt« vorbereitet, in dem Gewerkschaften, Parteien, Bürgerinitiativen und Vereine zusammenarbeiten.

Dem Bündnis zufolge geht es den Neonazis »nicht um Trauer oder Mitgefühl, sondern um die Verbreitung ihrer Geschichtsverdrehungen und den Aufbau einer nationalsozialistischen Kultstätte«. Bereits bis zum Jahr 2030 hätten sie Märsche zum Winckler-Bad angemeldet. »Wir zeigen Zivilcourage, wir bekämpfen alle Spielarten des Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus«, sagte ein Bündnis-Sprecher dem ND.

Die Proteste sollten bereits am gestrigen Freitag mit einer Menschenkette vom Wincklerbad zum Bahnhof beginnen, um zu zeigen, dass für Rechtsextremisten auf dieser Strecke »kein Platz ist«. Auch mehrere örtliche Sportvereine wollten sich in die Kette einreihen. Der größte Verein, der VFL Bad Nenndorf, rief seine mehr als 1700 Mitglieder zur Beteiligung auf.

Am heutigen Samstagmorgen gibt es in Bad Nenndorf zum Auftakt der Proteste zunächst einen Ökumenischen Gottesdienst. Für 12 Uhr laden dann die Jüdische Gemeinde und die evangelische Kirche zu einer jüdischen Sabbat-Feier ein. Die Besucher der Sabbat-Feier sollen unter Polizeischutz zu ihrem Betraum geleitet werden. Anschließend sind eine weitere Demonstration und Kundgebung des Bündnisses geplant.

Antifaschistische Gruppen wollen versuchen, den »Trauermarsch« der Neonazis durch Blockaden zu behindern. Im vergangenen Jahr hatten rund 1000 Menschen gegen den Aufmarsch der Rechten protestiert. Gegendemonstranten blockierten vorübergehend die Marschroute zum Wincklerbad, einige ketteten sich an.

Polizei und Staatsanwaltschaft kündigten ein hartes Durchgreifen gegen Blockierer an. Der Bückeburger Oberstaatsanwalt Klaus-Jochen Schmidt sagte, er könne nur davor warnen, sich an gewalttätigen Aktionen zu beteiligen oder diese zu initiieren. »Wer versucht, eine erlaubte Veranstaltung durch Gewalt zu verhindern, begeht eine Straftat«. Staatsanwaltschaft und Polizei müssten beim Verdacht des Vorliegens von Straftaten einschreiten. »Dies kann unter Umständen auch bedeuten, dass neben der Einleitung eines Strafverfahrens Blockierer bis zum Ende der Veranstaltung in Gewahrsam genommen werden«, sagte Schmidt.

wochenND Seite W7

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