Urlaubsärger

Kommentar von Olaf Standke

  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich wollte Barack Obama nach dem wochenlangen Gezerre mit den Republikanern um Schuldenlimit und Staatsdefizit im Exil der Reichen und Schönen von Martha's Vineyard in den nächsten Tagen endlich seine wohlverdiente Sommeruhe finden. Doch ein Berufungsgericht in Atlanta hat sein Urlaubsgepäck nun mit einem weiteren Ärgernis belastet. Die Richter erklärten das im Vorjahr vom Kongress nach erbittertem Streit mit knapper Mehrheit verabschiedete Gesetz über die Gesundheitsreform in Teilen für verfassungswidrig, denn das Parlament überschreite seine Kompetenzen, wenn es die Bürger gegen ihren Willen zum Kauf eines »teuren Versicherungsprodukts« zwinge, für das sie lebenslang bezahlen müssten. Dass es Staatshilfen für bedürftige Bürger geben soll, ignorierte das Gericht dabei.

Zum einen ist dieses Urteil Wasser auf die Mühlen der Konservativen. Der aussichtsreiche neue Präsidentschaftsbewerber Rick Perry machte es am Wochenende umgehend zum Wahlkampfargument. Die Republikaner wollen das wichtigste innenpolitische Reformprojekt aus Obamas Amtszeit, mit dem über 30 Millionen unversicherte US-Amerikaner endlich einen Versicherungsschutz erhalten sollen, am liebsten ganz vom Tisch haben. Andererseits haben die Richter in Atlanta genau das eben nicht getan und nur teilweise die Entscheidung eines Bundesgerichts in Florida bestätigt, das Anfang des Jahres das gesamte Reformpaket für ungültig erklärt hatte. Andere Gerichte bestätigten dagegen die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes. So wird wohl am Ende der Oberste Gerichtshof entscheiden müssen.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.