Die Rohstoffsucher aus Sachsen

Neues Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie in Freiberg

  • Lesedauer: 2 Min.
Ralf Hübner, dpa

Wissenschaftler eines neuen Institutes in Freiberg suchen nach Rohstoffquellen der Zukunft. Auch in alten Bergbauhalden und Mülldeponien wollen sie fündig werden.

Germanium, Gallium, Indium – im neuen Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie in Freiberg spüren Wissenschaftler künftig seltenen Rohstoffen nach. »Diese Stoffe werden in der Hochtechnologie dringend gebraucht«, sagt Gründungsdirektor Jens Gutzmer. »Wir wollen diese finden und nutzbar machen, wo das bisher nicht möglich war.« Das neue Institut wolle diese Reserven für die Wirtschaft erschließen. Mit einer symbolischen Schlüsselübergabe wird es von Bundesforschungsministerin Annette Schavan und Sachsen Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU) heute gegründet.

Gold machen, wie es die Alchimisten einst versuchten, das könnten auch die Wissenschaftler des neuen Institutes nicht, sagte Gutzmer. »Das kann niemand. Wir wollen keine Rohstoffe erfinden.« Aber etwas anderes sei möglich: Bei der Produktion der vielen Tausend Tonnen Aluminium in Deutschland falle auch Gallium an. »Das geht in der Regel verloren. Die Hersteller wissen oft gar nicht davon.« Ähnlich verhalte es sich mit Indium und Germanium bei der Verhüttung von Zink.

Viele der gesuchten Stoffe gebe es oft in nur geringer Konzentration, der Aufwand, diese zu gewinnen, sei hoch. »Wir wollen dafür Technologien entwickeln.« Das Institut werde sich dabei zunächst vor allem auf Hochtechnologiemetalle konzentrieren, wie sie etwa für Mobiltelefone oder Flachbildschirme gebraucht werden. »Noch vor einigen Jahren hat sich niemand vorstellen können, dass der Weltmarkt von den begehrten Rohstoffen leergefegt sein könnte. Dieses Denken hat sich geändert.«

Weitere Orte, wo die Wissenschaftler Rohstoffe finden wollen, sind Mülldeponie sowie alte Bergbau- und Schlackehalden, von denen es gerade im Erzgebirge mit seiner mehr als 800-jährigen Bergbaugeschichte viele gibt. »Alte Abraumhalden sind optimal: Das Material liegt an der Oberfläche, es ist leicht zu gewinnen und schon zerkleinert.« Aber auch unter die Erde wollen die Wissenschaftler gehen. »Wir wollen herausfinden, wie etwa mit Bergbaurobotern in noch größeren Tiefen Erze abgebaut werden können.«

Das neue Helmholtz-Institut ist gemeinsam vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und der TU Bergakademie Freiberg initiiert worden. Ein Vertrag regelt die Zusammenarbeit und die gemeinsame Besetzung von Professuren.

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