Sieg oder Abgang für Österreichs Trainer

Der erfolglose Didi Constantini muss ausgerechnet im Spiel am Freitag gegen Deutschland um seinen Job fürchten

  • Lesedauer: 2 Min.

Dietmar »Didi« Constantini hat es nicht leicht. Das liegt seiner Meinung nach weniger an seiner verheerenden Bilanz als Trainer der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft – immerhin gab es zuletzt sechs Niederlagen in sieben Spielen – als vielmehr an den Journalisten der Alpenrepublik. Am Mittwoch, zwei Tage vor dem EM-Qualifikationsspiel in Gelsenkirchen gegen Deutschland (20.45 Uhr im ZDF), meinte es ein Schreiber mal wieder besonders schlecht mit dem 56-Jährigen. Verliert Team Austria auf Schalke, berichtete dieser im Boulevardblatt »Krone«, werde Constantini zurücktreten. Ganz sicher.

Dabei hatte der Trainer noch unlängst betont, dass er »hundertprozentig nicht freiwillig« gehen werde. Nach Informationen der bunten Blätter soll er vor dem Duell mit dem großen Nachbarn aber bereits mit Verbandspräsident Leo Windtner »Trennungsszenarien besprochen« haben. Schließlich, da ist nicht nur die »Krone« sicher, braucht es ein »Oberwunder«, damit es dem kleinen Österreich gelingt, den übermächtig wirkenden Deutschen ein »Haxl« zu stellen. Beim nächsten Spiel in Wien gegen die Türkei könnte ein Interimscoach auf der Bank sitzen, hieß es daher. Constantinis Verhältnis zur Presse dürfte dadurch auch nicht besser geworden sein.

Wie schlecht dies derzeit ist, dafür hatte Constantini selbst vor rund einer Woche bei der Bekanntgabe seines Kaders für das Deutschland-Spiel einen eindrucksvollen Nachweis geliefert. Über eine Frage nach dem Abwehrverhalten seiner Mannschaft, die in 21 Spielen unter seiner Leitung noch nicht einmal ohne Gegentor geblieben war, echauffierte er sich: »Sie san ja a ganz a Schlauer da hinten. Des is ja a ganz a neie Erkenntnis. (...) Des hob i ja überhaupt no nie g'hört. Des is ja perfekt«, schimpfte er und brach die Pressekonferenz ab. Begründung: »Wenn mir ein Spaziergänger Taktik erklärt, hört sich alles auf.«

Torwarttrainer Franz Wohlfarth, einst im Tor des VfB Stuttgart, vergaß im Anschluss, dass sein Mikrofon noch eingeschaltet war, und so war ein »Trottel« hörbar, mit dem er den Fragesteller bedachte. Wohlfarth hat sich mittlerweile entschuldigt, wie auch Co-Trainer Manfred Zsak, der den Reporter »leicht fett« genannt hatte.

Constantini versucht jetzt, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Schließlich erwartet er eine mehr als knifflige Aufgabe in Gelsenkirchen. »Die Deutschen werden wie die Feuerwehr loslegen, um uns rasch zu erledigen«, sagte er. Erledigt könnte er am Freitagabend selbst sein – zumindest als Teamchef. SID

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