Bloß weg!

Martin Kobler trat zu Monatsbeginn offiziell das Amt des UN-Sondergesandten in Irak an

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 2 Min.
Er sei froh, in Berlin zu arbeiten, aber die Arbeit im Ausland sei noch besser, ließ sich Martin Kobler Anfang 2010 zitieren. Nur zu gern würde er »eigentlich an jeden Ort im Ausland« zurückkehren. Da war der Schwabe, 1953 in Stuttgart geboren, gerade Leiter der Kultur- und Kommunikationsabteilung im Auswärtigen Amt. Sein Wunsch erfüllte sich rasch: Im März 2010 wurde Kobler Vizechef der UN-Mission in Afghanistan, im August dieses Jahres ernannte ihn UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Sonderbeauftragten für Irak. Das Amt trat er am 1. Oktober an.
Schon als 14-Jähriger fragte Kobler beim Auswärtigen Amt an, welche Fächer er in der Schule wählen sollte, um beim Ministerium anheuern zu können. Kobler studierte schließlich Jura, asiatische Philologie sowie indonesisches Staats- und Seerecht, bevor er 1983 tatsächlich in den auswärtigen Dienst eintrat. Kairo und Delhi waren seine ersten Stationen, 1994 bis 1997 leitete er ein deutsches Verbindungsbüro zu den palästinensischen Behörden in Jericho. Erheblichen Auftrieb erfuhr Koblers Karriere, nachdem er 1998 ins Büro von Außenminister Joseph (Joschka) Fischer berufen worden war, das er ab 2000 leitete. Seinen zweiten Einsatz in Ägypten trat er 2003 bereits als Botschafter an. Proteste rief allerdings die Tatsache hervor, dass Koblers Ehefrau Britta Wagener zeitgleich als Gesandte nach Kairo versetzt wurde, faktisch als Stellvertreterin ihres Gatten. Ein Diplomatenkollege soll sich bei Fischer über Koblers »Ehegattenprivileg« beschwert haben.
2005 bis 2007 Botschafter in Bagdad, kehrt Kobler nun dorthin zurück – als Chef der UN-Unterstützungsmission UNAMI, die etwa 1000 Mitarbeiter hat, darunter 230 Militärs. Beim ersten Irak-Einsatz habe er noch »Anarchie und Chaos« erlebt, doch inzwischen sei das »Gewaltniveau um 90 Prozent gefallen«, erklärte Kobler jetzt zuversichtlich. Doch noch immer kommen täglich Menschen bei Anschlägen, Entführungen und Razzien ums Leben. »Irak ist weiter ein außerordentlich gefährlicher Ort zum Arbeiten«, berichtete erst jüngst der US-amerikanische Generalinspekteur für den Wiederaufbau in Irak, Stuart W. Bowen jr. Doch für Kobler ist es überall besser als in Berlin.

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