Bettel-Ossis

Kommentar von René Heilig

  • Lesedauer: 2 Min.

Weniger Soldaten brauchen weniger Kanonen und weniger Kasernen. Da diese Reformlogik selbst einem sächsischen CDU-Premier einleuchtet, tönt Tillich: Im Freistaat dürfe es keine Einschnitte in größerem Stil bei Standorten oder Personal geben. Die benachbarte Landesmutter Lieberknecht versucht, den Abzug von Militär samt Kaufkraft mit einem Trick zu verhindern. In Thüringen gebe es nicht nur eine »überdurchschnittliche Wehrbereitschaft«, sondern seit der Vereinigung habe der Bund auch 600 Millionen Euro in die dortigen Soldatenherbergen gegeben. Die Summe toppt Amtsbruder und Parteikollege Haseloff mühelos: Er hat in Sachsen-Anhalt eine Milliarde Militär-Investitionen addiert. Nicht ganz so forsch will SPD-Nordlicht Sellering in de Maizières Konzepten redigieren. Er erwartet nur »eine gerechte Lösung, die uns nicht benachteiligt«. Und nun, der ganze Bundeswehr-Aufbau-Ost dahin?

Hätten die Bewahrer der militärischen Mono(un)kultur doch nur mit einem Teil ihrer Energie zukunftsträchtige Konversionsideen befördert! Und den Bund gedrängt, sich nicht nur um fittere Soldaten für noch grausamere Kriege zu kümmern. Das Grundgesetz, nach dem die Bundeswehr ausschließlich zur Heimatverteidigung besteht, wäre auf ihrer Seite gewesen. So wie Umweltschützer, Künstler, Jugend- und Sozialarbeiter: Übungsplätze zu Naturschutzgebieten, Flugplätze zu Solarparks, Kriegshäfen zu Surfschulen ... Man hätte bei Unternehmen wie Gewerkschaften für rüstungsfreie Produktion werben und Banken ins Boot holen können. Gerade im Osten gibt es viel Know-how dafür - hier wurde schon einmal eine ganze Armee entsorgt. Aber betteln ist leichter.

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