Was lehrt die Leere?

  • Lesedauer: 1 Min.

Der deutsche Bundestag in Berlin auf einem Foto von frappierender Wahrhaftigkeit. Plenarsaal, Regierungsbank, Präsidium, Rednerpult: leer. Aber auf dem Besucherrang: Volk. Die gewöhnlich unten leben, nun sitzen sie ausnahmsweise oben und schauen herab auf eine Demokratie, die gar nicht anwesend ist. Man nennt das: repräsentative Demokratie.

Das Volk kann in dieser peinlich öden Situation freilich nicht einspringen, es müsste herunterspringen, aber wer setzt denn sein Leben aufs Spiel, nur um - womöglich geknickt - zwischen Stühlen zu landen, auf denen das Rückgrat es eh schon schwer hat. Es ist dies das unappetitlich gewordene Terrain, von dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher - bezüglich Reaktionen, die der CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach mit seinen Zweifeln an Griechenland bei eigenen Parteikollegen auslöste - soeben schrieb: In Deutschland könne, »wer als frei gewählter Abgeordneter seinem Gewissen folgt, sicher sein, dass man seine ›Fresse‹ nicht mehr sehen will«.

Blick auf ein ent-seeltes Parlament, und die Besucher sind Zeugen einer politischen Praxis, die einer überzeugenden Logik folgt: Nichts ist leichter, als jene Probleme zu lösen, denen man sich gar nicht erst stellt. hds


- Anzeige -

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -