Was lehrt die Leere?

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Der deutsche Bundestag in Berlin auf einem Foto von frappierender Wahrhaftigkeit. Plenarsaal, Regierungsbank, Präsidium, Rednerpult: leer. Aber auf dem Besucherrang: Volk. Die gewöhnlich unten leben, nun sitzen sie ausnahmsweise oben und schauen herab auf eine Demokratie, die gar nicht anwesend ist. Man nennt das: repräsentative Demokratie.

Das Volk kann in dieser peinlich öden Situation freilich nicht einspringen, es müsste herunterspringen, aber wer setzt denn sein Leben aufs Spiel, nur um - womöglich geknickt - zwischen Stühlen zu landen, auf denen das Rückgrat es eh schon schwer hat. Es ist dies das unappetitlich gewordene Terrain, von dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher - bezüglich Reaktionen, die der CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach mit seinen Zweifeln an Griechenland bei eigenen Parteikollegen auslöste - soeben schrieb: In Deutschland könne, »wer als frei gewählter Abgeordneter seinem Gewissen folgt, sicher sein, dass man seine ›Fresse‹ nicht mehr sehen will«.

Blick auf ein ent-seeltes Parlament, und die Besucher sind Zeugen einer politischen Praxis, die einer überzeugenden Logik folgt: Nichts ist leichter, als jene Probleme zu lösen, denen man sich gar nicht erst stellt. hds


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