Flutlicht statt Funzel

Standpunkt von René Heilig

  • Lesedauer: 1 Min.

Ermittler versuchen jetzt, jeden Winkel der Zwickauer Nazi-Terror-Zelle auszuleuchten. Klingt glaubwürdig, wäre auch zu dumm, wenn da noch ein paar Staats- »Leichen« entdeckt werden können. Doch dass jetzt ausgerechnet die Politiker, die seit Jahrzehnten Statistiken fälschen, um rechtsextremistische Gewalttaten zu verharmlosen, über künftige Abwehrzentren, Anti-Nazi-Dateien und verbesserte Sicherheitsstrukturen palavern ...

Zum Ausleuchten reicht übrigens keine Funzel. Da muss Flutlicht eingeschaltet werden, denn das Umfeld der Nazi-Täter ist weit verzweigt. Es reicht bis tief in die Gesellschaft, hat sich in deren Mitte fast unmerklich eingenistet. Wer empfindet schon noch Ekel, wenn ein angeblich aufklärendes Nachrichtenmagazin, das derzeit den Ausleuchtern auch die Lampe hält, Hitler als Werbeträger an Wartehäuschen klebt? Und wie ist das mit Richtern, die jedes Wochenende Nazis auf die Straße lassen? Verlangen sie Gesetzesänderungen - auch um Polizisten nicht jedes Mal zu zwingen, gegen das Grundgesetz vorzugehen?

Vor ein paar Tagen stellte die Bundesregierung ein Militär-Werbe-Video ins Netz. Wehrmacht-Kriegsberichterstatter hätten's nicht besser machen können. Panzer greifen an wie bei Rommel. Schnellboote vor - ran an den Feind! Die Fallschirmjäger sehen aus, als ob sie gerade auf Kreta gelandet sind. Alles ist untermalt mit »Deutschland einig Vaterland«. Die Hymne kommt im Hardcore-Staccato wie Salven daher. Macht endlich Licht!

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal