Einfluss auf die Genkartoffel
Studie beleuchtet Lobbyarbeit für Amflora
Bei der Einführung der Genkartoffel Amflora haben Lobbyisten eine entscheide Rolle gespielt, auch in der Lebensmittelbehörde ESFA. Dies geht aus einer Studie der Nichregierungsorganisation Corporate Europe Observatory (CEO) hervor. Demnach gibt es Verflechtungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit mit der Industrie (EFSA), die eigentlich die Aufgabe hat, die Risiken für die Nahrungskette zu bewerten.
EFSA war in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik wegen ihrer Verbindungen zur Industrie und ihres mangelhaften Umgangs mit Interessenkonflikten. So musste sich die Geschäftsführerin der Behörde, Catherine Geslain-Lanéelle, erst kürzlich den Fragen des Umweltausschusses des Europaparlaments stellen. Im März 2010 hatte die EU-Kommission Amflora nach massiver Lobbyarbeit von BASF für den Freilandanbau zugelassen. Vorausgegangen war 2009 eine umstrittene Stellungnahme der EFSA zur Nutzung von Antibiotika-Resistenzgenen in gentechnisch veränderten Organismen (GMO). In dem entscheidenden Panel hätten Experten zur Nutzung von Antibiotika in der Humanmedizin gefehlt, kritisiert CEO. Trotzdem habe das Gremium bewertet, »die Antibiotika hätten keine oder nur eine geringe Relevanz in der Therapie«. Damit war eine entscheidende Hürde aus dem Weg geräumt.
Mehr als die Hälfte der unterzeichnenden Mitglieder des zuständigen EFSA-Panels zu GMO hatten laut der Studie zudem Interessenkonflikte nach der Definition der OECD. Sie reichen von der Annahme von Fördergeldern der Gentechnik-Industrie über die Mitgliedschaft oder Mitarbeit in Pro-Gentechnik-Verbänden bis zum Schreiben oder Besprechen industriegesponserter Publikationen.
CEO fordert daher eine neue Bewertung von Amflora und einen Stopp für noch laufende Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Pflanzen mit dem betreffenden Antibiotika-Resistenzgen. Die EFSA müsse grundsätzlich reformiert werden.
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