Sarkozy: »Die Angst ist heute zurück«
Rede des Präsidenten zur Krisenentwicklung
Paris (dpa/nd). Vor 5000 Zuhörern erklärte Sarkozy in der Mittelmeer-Stadt Toulon, wo er auch nach dem Fall der Investmentbank Lehman Brothers 2008 eine Rede gegen das Finanz-Spekulantentum gehalten hatte: »Die Angst ist heute zurück.«
Es sei die Angst, nicht mehr Herr des eigenen Schicksals zu sein, so der Präsident. Gnadenlos fordere die Schulden- und Eurokrise ihren Tribut, wenn nicht umgehend ein beherzter Tritt auf die Bremse erfolge. Die Krise sei längst nicht beendet. Und er sei bereit, den Franzosen reinen Wein einzuschenken, betonte der Staatschef. Entgegen allen Ratschlägen sei er entschlossen, in aller Deutlichkeit den Ernst der Lage darzustellen. Die Einführung der 35-Stunden-Woche und die Verkürzung der Lebensarbeitszeit seien schwere Fehler gewesen, deren Konsequenzen Frankreich heute zu zahlen habe.
Das Land müsse alle Zweifel zerstreuen, dass es seine Schulden nicht zurückzahlen könne - damit es auch in schwierigen Zeiten weiter sein Schicksal bestimmen könnte. Es habe die Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen, betonte Sarkozy in seiner landesweit im Fernsehen übertragenen Rede. Mit einer konsequenten Entschuldung kündige sich ein neuer Wirtschaftszyklus an, sagte Sarkozy, der auch erneut ein Festhalten an der Atomkraft im Lande bestätigte. Für Januar kündigte er zudem einen Gipfel mit allen »Sozialpartnern« an, um Konjunkturbremsen zu identifizieren und konsequent zu beseitigen.
Details eines mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgearbeiteten Rettungsplanes, der den Durchbruch in der Krise bringen soll, nannte er zunächst nicht. Paris und Berlin dringen auf zügige Änderungen der EU-Verträge für eine strengere Überwachung der Euro-Stabilitätsregeln.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.