Die frohe Botschaft für Irak

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 2 Min.

Wir hinterlassen ein souveränes, stabiles und selbstständiges Irak ...« - es war ein Abend ungebrochener Selbstbeweihräucherung, wie immer wenn ein US-Präsident vom segensreichen Wirken seiner Uniformierten im Ausland schwärmt.

»Und heute erinnern wir uns an alles, das ihr geleistet habt …« Mit diesen Worten zauberte Obama seinen Zuhörern auf der Militärbasis Fort Bragg in North Carolina bei der Begrüßung heimgekehrter Irak-Krieger Tränen der Rührung in die Augen, insbesondere als das gute Gewissen der Weltverbesserung, »gebettet in die Ehre der amerikanischen Nation« die Halle durchschwebte. Auf transzendentalem Wege wurden so auch jene Kameraden zu stolzen Hütern des amerikanischen Traums erklärt, die die Rückkehr im Zinksarg angetreten hatten.

Seinen Verteidigungsminister Panetta hatte Obama gestern nach Bagdad geschickt, um auch die Menschen im souveränen und selbstständigen Irak der frohen Botschaft teilhaftig werden zu lassen. Leider teilt der Minister die Meinung seines Präsidenten »vom stabilen Irak« offenbar nicht ganz, denn er ließ sein Auftauchen am Tigris aus nicht genannten Gründen unangekündigt - so wie alle höheren amerikanischen Chargen vor ihm, obwohl doch Obamas Vorgänger Bush jun. die »Mission Irak« schon am 1. Mai 2003 für »erfüllt« erklärt hatte. Das war nicht fair von Panetta gegenüber dem Präsidenten, der doch am Mittwoch von den »außergewöhnlichen Errungenschaften« der USA in Irak gesprochen hatte. Da muss man sich nicht wundern, dass so viele Iraker ob Panettas Auftritt so finster gelächelt haben sollen.

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