Beim Wort nehmen

Kommentar von Klaus Joachim Herrmann

  • Lesedauer: 1 Min.

Vor der Zunahme sozialer Spannungen an der Spree hat zum Neujahrstag der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki gewarnt. Sein Hinweis auf Jugendunruhen vergangener Jahre in Paris oder London gibt der Warnung, die anscheinend weit über die aktuelle Situation hinaus reicht, sogar eine gewisse Dramatik. Der für Berlin recht neue katholische Würdenträger ist damit vielleicht noch nicht in der Politik angekommen. Aber er ist erkennbar auf dem Weg dorthin. Bislang wurde ihm eine Konzentration auf geistliches Wirken bescheinigt.

Drohende soziale Spannungen sind freilich jede Warnung wert - auch die frühe, laute und dramatische. Als erst die Wohnungen und damit zunehmend auch bezahlbarer Wohnraum in Berlin weniger wurden, war dies durchaus bemerkt worden. Doch fielen die Wortmeldungen allzu lange zu zaghaft aus. So wurde nicht die nötige Wirkung erzielt.

Ob nun Bildungsgerechtigkeit zur Vermeidung sozialer Spannung mit dem Religionsunterricht bewerkstelligt werden kann, wie der Erzbischof nahelegt, darf getrost bezweifelt werden. Doch sollten sein Angebot zum gemeinsamen Vorgehen ernst und er selbst beim eigenen Wort vom notwendigen gerechten sozialen Ausgleich genommen werden.

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